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Urteil im Jalloh-Prozess aufgehoben - Neuer Blick auf den Flammentod

taz, Christian Rath

Der Bundesgerichtshof hebt den Freispruch für den Dessauer Polizisten auf. Er soll den Tod von Ouri Jalloh verursacht haben, der in seiner Zelle qualvoll verbrannte.

Mouctar Bah (r), Mitbegründer der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh, nach der Urteilsverkündung. Der Prozess um den Tod des Asylbewerbers Ouri Jalloh, der in einer Dessauer Polizeizelle verbrannte, muss neu aufgerollt werden. Der Bundesgerichtshof (BGH) hob am Donnerstag den Freispruch für den diensthabenden Polizisten Andreas S. auf und ordnete eine neue Verhandlung an. "Der Ausgang ist aber völlig offen", sagte die Vorsitzende Richterin Ingeborg Tepperwien. Der Prozessbeobachter Yonas Endrias von der Internationalen Liga für Menschenrechte freute sich dennoch: "Endlich spricht jemand die logischen Fehler in den Ermittlungen an, ich hätte die Richterin umarmen können."

Frühmorgens, exakt vor fünf Jahren, hatte der damals 23jährige Ouri Jalloh in stark betrunkenem Zustand drei Frauen der Dessauer Stadtreinigung belästigt. Die herbeigerufenen Polizisten nahmen Jalloh mit zur Wache, steckten ihn in eine Ausnüchterungszelle und fixierten ihn mit Händen und Füßen an der Matraze. Drei Stunden später war Jalloh tot, verbrannt. Das Landgericht Dessau hatte nach fast zweijährigem Prozess folgendes Geschehen angenommen: Jalloh habe mit einem Feuerzeug, das bei der Durchsuchung übersehen wurde oder das er später einem Polizisten abgenommen hatte, die unbrennbare Hülle seiner Matraze erhitzt und dann aufgerissen, um den brennbaren Schaumstoffkern der Matraze in Brand zu setzen. Bei dem Brand bildeten sich 800 Grad heiße Rauchgase, die bei Jalloh zu einem Inhalationshitzeschock führten. Binnen zwei Minuten sei der Mann aus Sierra Leone tot gewesen.

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