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Zukünftiger Bürgermeister Ahlhaus aus schlagender Verbindung?

Felix Krebs

Christoph Ahlhaus, der in Hamburg wohl demnächst mit den Stimmen von CDU und Grünen zum Bürgermeister gewählt wird, ist laut Angaben aus korporierten Kreisen Alter Herr einer schlagenden Verbindung. Der aus Heidelberg stammenden CDU-Politiker sei Mitglied der Turnerschaft Ghibellinia Heidelberg, einer Verbindung aus dem pflichtschlagenden Coburger Convent (CC).

Frauen können in der elitären Gemeinschaft des CC nicht Mitglied werden. Die Abgrenzung des CC und dessen Verbindungen vor Ort nach rechts hin sind fließend. Ghibellinen nahmen 2003 an einem "Heldengedenken" der braunen "Burschenschaft Normannia" in Heidelberg teil. Die SPD hat seit 2006 einen Unvereinbarkeitsbeschluss mit dieser und weiteren Burschenschaften, weil sie "eindeutig völkisch, biologistisch und großdeutsch ausgerichtet" sind.  Ahlhaus hatte sich in seiner Zeit als Heidelberger Lokalpolitiker schützend vor Kritik an den anachronistischen Männerbünden gestellt. In einer Pressemitteilung erklärte Ahlhaus als CDU-Vorsitzender in Heidelberg  im April 2001 "Die CDU stellt sich ausdrücklich an die Seite der Heidelberger Studentenverbindungen..." Voraus gegangen waren Proteste gegen das so genannte Maiensingen an dem nicht nur Korporationen aus Heidelberg, sondern auch Neonazis teilnahmen.

Darüber hinaus ist die Turnerschaft Ghibellinia Mitglied im so genannten "Heidelberger Waffenring", einem Zusammenschluss der schlagenden Verbindungen, darunter auch äußerst rechte, in der Universitätsstadt. Wenn Ahlhaus hier geburscht wurde, dann wird er wahrscheinlich auch im Heidelberger Waffenring seine zwei Pflichtmensuren geschlagen haben, dies ist in waffenstudentischen Kreisen üblich.   
 
Als es 1919 Bestrebungen gab, in Mannheim die Räterepublik Baden auszurufen, bildete der Heidelberger Waffenring geschlossen ein studentisches Freikorps. Der Heidelberger Waffenring verweigerte schon in den frühen 20er Jahren des letzten Jahrhunderts den jüdischen Verbindungsstudenten die Satisfaktion, also die Genugtuung im Falle einer Verletzung der Ehre durch die Waffe, und schloss jene also aus der Gemeinschaft des als "honorig" und damit als gleichberechtigt anerkannten (waffen-)studentischen Kollektivs aus. Die eigene nationalsozialistische Vergangenheit ist im CC, genauso wie in vielen anderen studentischen Verbindungen, kaum kritisch reflektiert worden.
Zu Ahlhaus Verbandsbrüdern aus Heidelberg, dürfte auch der in diesen Kreisen hofierte Alte Herr Fritz Hippler, ehemaliger Reichsfilmintendant und Macher des Filmes "Der ewige Jude" gehört haben. Hippler, Landsmannschaft Teutonia Heidelberg (ebenfalls CC), publizierte bis zu seinem Tod 2002 für die neofaschistische Szene. Aus dem Coburger Convent wurde Hippler niemals ausgeschlossen, denn hier herrscht neben den Grundprinzipien "Ehre, Freiheit, Freundschaft, Vaterland" das Toleranzprinzip - auch für Alt- und Neonazis.


Ein Stahlhelmer mit grünen Stimmen zum Bürgermeister

Alhaus zeigte vor 10 Jahren zwar viel Toleranz für rechte Verbindungen, in der Leitkulturdebatte dafür aber umso weniger. Das "political correcte Deutschland" jaule auf, es hätte die "linke Ideologiebrille" aufgesetzt und deshalb dürfe über "Ausländerpolitik" nur noch unter dem Begriff "Einwanderungspolitik" diskutiert werden schrieb er damals in einem Leserbrief. 2006 hatte Christoph Ahlhaus klare Vorstellungen darüber, was die Aufgabe der CDU-Stahlhelmer in Hamburg sei. In seiner Biographie gab er als Lieblingsplatz in Hamburg die Davidswache, als Symbol für die Polizei an und erklärte "Der Beitrag der Hamburger CDU zur Bekämpfung des Rechtsradikalismus ist, daß wir uns innenpolitisch so aufstellen, daß rechts von der CDU kein Bedürfnis für eine weitere Gruppierung ist."
2008 wählte eine Initiative von jungen Flüchtlingen den Hamburger Innensenator am Rande der Innenministerkonferenz zum "Abschiebeminister" des Jahres. Sie kritisierte, dass unter Ahlhaus das härteste Abschieberegime in Deutschland herrsche und Hamburg europaweit Sammelabschiebungen organisiere. Der Innensenator erklärte dazu: "Wenn die Wahl deutlich macht, dass die Hamburger Ausländerbehörde Recht und Gesetz konsequent durchsetzt, werte ich dies durchaus als Kompliment". Seit dem gab es zwei Tote in Abschiebehaft unter Ahlhaus Regime.
Ein fellow traveller von schlagenden Verbindungen mit Distanzproblemen zum rechten Rand, der sich immer als harter Hund verstand, nun aber seit ein paar Wochen Kreide frisst, soll in wenigen Wochen auch mit den Stimmen der Grünen zum Bürgermeister gewählt werden. Für den Machterhalt tut man halt vieles.