Christian Unger, Hamburger Abendblatt
Hamburger Neonazis propagierten den Kampf im Untergrund. Verfassungsschutz prüft Verbindungen nach Thüringen.
Das Foto zeigt einen Mann mit Sturmhaube. "Ein Interview aus dem Untergrund", steht dort in Frakturschrift. Autoren der Neonazi-Zeitschrift "Hamburger Sturm" interviewen anonym bleibende Mitglieder einer national-revolutionären Zelle. Einer der Interviewten lässt keinen Zweifel daran, dass man zu vielem bereit ist: "Unser Weg ist der aus dem Untergrund handelnde Aktivist", heißt es in dem Artikel, der dem Abendblatt vorliegt. Die Botschaft: "Man darf nicht vergessen das wir im Krieg sind mit diesem System und da gehen nun mal einige Bullen oder sonstige Feinde drauf." So steht es da, inklusive Rechtschreibfehlern, auf der Seite 10 des "Hamburger Sturms", in der Ausgabe vom Mai 1999.
Das Interview fiel in die Zeit, in der der rechtsterroristische Nationalsozialistische Untergrund (NSU) um Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe seit rund einem Jahr untergetaucht war. Etwa ein Jahr nach Erscheinen der Mai-Ausgabe des "Hamburger Sturm" ermordete das Trio den Blumenhändler Enver Simsek. Das erste von zehn Todesopfern.
Es gibt in dem Interview kein Indiz dafür, wer hinter der "national-revolutionären Zelle" steckt, es finden sich auch keine Hinweise darauf, ob womöglich sogar das Trio Mundlos, Böhnhardt, Zschäpe im "Hamburger Sturm" interviewt wurde. Der Hamburger Verfassungsschutz vermutete eine Gruppe aus Berlin hinter der national-revolutionären Zelle.
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