von Felix Krebs
Auf der Kandidatenliste der Alternative für Deutschland (AfD) zur Hamburger Bürgerschaftswahl im Februar finden sich unter 28 Männern nur zwei Alibifrauen. Die eine, Karina Weber, hat einen rechtspopulistischen Vorlauf als Pressesprecherin bei der Schill-Partei und positioniert sich auch heute noch am äußersten rechten Rand.
Pegida, PI-News und andere Vorbilder
Die Vorzeigefrau der AfD macht Wahlkampf mit klaren Feindbildern: Die „fehlgeleitete Zuwanderungspolitik,“ die „Altparteien“ und deren political correctnes sind ihre Gegner, mehr law and order ist ihr Ziel, schreibt sie auf ihrer Homepage. Wer sich zusätzlich durch ihre Facebookseite quält, auf der sie mit missionarischem Eifer täglich ihre Meinung kundtut, dem erschließt sich noch deutlicher ein komplett reaktionäres Weltbild.
Selbstverständlich begeistert sich Weber für den rassistischen Mob namens Pegida, welcher jeden Montag auf Dresdner Straßen marschiert. Am 22. Dezember präsentierte sie sogar den Livestream der Plattform Politically Incorrect (PI-News), der zeitnah über den Aufmarsch berichtete. PI-News ist ein übler, antimuslimischer Hetzblog, auf dem KommentatorInnen anonym ihren Hass äußern können. Er wird vom Zentralrat der Juden als rechtsextremistisch bezeichnet. In Bayern wird der Blog vom Verfassungsschutz beobachtet. Doch nicht nur PI-News muss häufiger als Referenz für Frau Webers Positionen herhalten, auch andere Blogs aus der islamopoben Rassistenwelt werden von ihr fleißig verlinkt, zitiert, empfohlen und präsentiert. Da heißt es allen Ernstes auf ihrer Facebookseite, dass „mit der Eröffnung des ersten Dönerladens 1970 am Kottbusser Tor in Berlin die Islamisierung begonnen hat.“ An anderer Stelle erfährt man „Mit der AfD fing der Widerstand gegen das politische Establishment an.“ Als Kronzeuge im Kampf gegen dieses Establishment, präsentiert Weber unter der unvermeintlichen Überschrift „Es muss ja mal gesagt werden!“ dann den verschwörungstheoretischen KOPP-Verlag und seine These, dass politische Korrektheit die neue Inquisition und Hexenverfolgung sei. Und zu den aktuellen Märschen in Dresden heißt es auf Webers Seite: „Der grün-linksliberale Zeitgeist der Antifa-Republik reagiere auf den „breiten Volkswiderstand“ der Pegida in Dresden, welcher sich nicht länger von „Politikern, Medien, Kirchenfürsten und der gigantischen Sozialindustrie“ weismachen ließe, es bedürfe einer Willkommenskultur für Flüchtlinge.
Künstlerische Freiheit – nur wenn es der rechten Sache dient
Sich selbst und ihre AfD inszeniert Weber als politisch Verfolgte, als Opfer von „Genderwahn“, Altparteien und etablierten Medien. Für diejenigen allerdings, welche tatsächlich vor politischer Verfolgung, Krieg oder bitterster Armut aus ihren Heimatländern fliehen, hat Frau Weber wenig Empathie. Stolz präsentierte sie die Nachricht über eine Strafanzeige des Hamburger AfD-Vorstandes gegen die Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard. Diese hatte ein Kunstprojekt mit Flüchtlingen auf Kampnagel inszeniert. Die Freiheit der Kunst müsse bei der Solidarität mit jenen so genannten Lampedusa-Flüchtlingen enden, welche de jure noch keinen offiziellen Aufenthaltsstatus haben. So die hartherzige Argumentation von Weber, die aus den vornehmen Hamburger Elbvororten kommt und sicherlich auch das christliche Fest der Nächstenliebe als Bestandteil einer abendländischen Kultur an Weihnachten feierte.
Wenn´s dagegen den eigenen Zielen dient, nimmt es die law-and-order-Frau nicht so genau. Akif Pirrinci, ein wüster Pöbler in allen extrem rechten Medien, dürfe „in seiner ihm typischen Art (als Künstler darf er das)“, Bundeskanzlerin Merkel und NRW-Ministerin Hannelore Kraft beleidigen, schreibt Frau Weber. Kostprobe: Hannelore Kraft sei „die Schuldenkönigin eines vor grün-linker und islamischer Kacke überschwappenden Bundeslandes.“ Gegen Pirincci ermittelt die Staatsanwaltschaft Bonn seit November wegen Beleidigung eines Professors als "geisteskranken, durchgeknallten Schwulen mit Dachschaden". Laut Behördensprecherin Volkhausen ist es nicht das erste Mal, dass der Autor wegen Beleidigung vor Gericht landete - und bestraft wurde.
Traum vom Nazireich?
Wer noch tiefer in die Abgründe der braunen Parallelwelten hinabtaucht, welche sich in einigen sozialen Netzwerke angesiedelt hat, findet noch schlimmere Indizien für Webers krudes Gedankengut. Auf Facebook gibt es diverse „Geschlossene Gruppen“, welche für Außenstehende aus gutem Grund nicht einsehbar sind und auch in dem Personenprofil der Mitglieder dieser Gruppen nicht angezeigt werden. Man findet zwar auf Webers Facebook-Seite unter „Öffentliche Gruppen“, die Pirincci Fan-Gruppe Wir lesen Deutschland von Sinnen; es ist aber mit etwas Mühe verbunden ihre Mitgliedschaft in verschiedenen geschlossenen Gruppen aufzuspüren. So ist sie z.B. in der geschlossenen Gruppe Bund freier Deutscher Mitglied, in deren Selbstverständnis steht, dass man „für Deutschland, nach fast 70 Jahren, einen Friedensvertrag und die volle Souveränität“ verlange. Und sie ist Administratorin der Gruppe Zentralrat für Deutsche .. .Fremde im eigenen Land.
Übelste rassistische Hetze kann man in der geschlossenen Gruppe Königreich Vereintes Deutschland bei Facebook zu finden. Hier präsentiert sich Mitglied Karina Weber mit Bild und AfD-Logo. In der Selbstbeschreibung von Webers Gruppe heißt es unter dem Titel Proklamation: „Der Staat, Deutsches Reich wurde von den Alliierten Besatzungsmächten durch die Verhaftung der letzten Regierung am 23.05.1945 (der Verhaftung von Hitler-Nachfolger Admiral Karl Dönitz – Felix Krebs) lediglich handlungsunfähig gestellt... Wann immer der Begriff ‚Deutschland’ in völkerrechtlichen Zusammenhängen verwendet wird, ist das Gebiet des Deutschen Reiches vom 31.12.1937 gemeint.“
Frau Weber ist ganz offensichtlich Mitglied einer Gruppe der so genannten Reichsbürger, extrem rechter Verschwörungstheoretiker, welche meinen, dass Deutschland nur ein Konstrukt der Alliierten sei und das Reich in den Grenzen von 1937 fortbestehe. Bei Königreich Vereintes Deutschland finden sich diverse rassistische, volksverhetzende, beleidigende und anderweitig menschenfeindliche Bilder und Artikel. So zum Beispiel die Billigung von mehrfachem Mord an Menschen türkischer Herkunft in einer widerlichen fiktiven Wette im Stil der TV-Show Wetten-Das.
Mitglied in einer geschlossenen Facebookgruppe kann nur werden, wer aktiv beitritt oder von eigenen Freunden hinzugefügt wird, zufällig kann man in solch exklusive Gesellschaft nicht geraten. Dass Weber die öffentlich nicht einsehbaren Nachrichten der Gruppe liest, bestätigte sie selbst erst am 30. 12. 2014. Da kommentierte sie einen Bericht über Flüchtlinge, welche für diese ungeeignete Essenspakete ablehnten, mit einem gehässigen „HaHa.“ Sollte Frau Weber nun Unwissenheit oder Naivität bezüglich ihrer Reichsbürgerfreunde geltend machen, so wäre dieses vollkommen unglaubwürdig, schließlich rühmt sie sich schon unter Schill in der Bürgerschaft gesessen zu haben, war lange Zeit CDU-Funktionärin und ist gelernte Rundfunkjournalistin. Sie bringt also einigen politischen und medialen Sachverstand mit.