ETV Hamburg: Turnverein in völkischer Tradition
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taz, von Andreas Speit
"Die Zukunft hat eine lange Vergangenheit." Den Eimsbüttler Turnverband (ETV) holt diese rabbinische Weisheit gerade ein. Mit Hammer und Meißel wollte am Montag eine Initiative Hakenkreuze an der Halle des Hamburger Vereins entfernen. "Nach der Ankündigung kam eine Strafanzeige wegen Aufforderung zur Straftat", sagt Initiator Peter Gutzeit.
Ohne Werkzeug folgten am Abend rund 30 Personen dem Aufruf. Vor dem Sitz des Vereins erklärte Barbara Nitruch vom Auschwitz-Komitee: "Zeitzeugen und Besucher aus Israel, die die nahe Synagoge besuchen, sehen diese Symbole. Das geht einfach nicht."
Beim ETV kommt der Protest verhalten an. Der Vorstand betont, ihnen sei "bewusst, dass die Turnerkreuze zu missverständlichen Assoziation führen können". Turnerkreuze? Ja, an den Armen zweigten doch Balken ab, so dass sie als Fs zu deuten seien: "Frisch, Fromm. Fröhlich, Frei". Seit 1894 seien Kreuze so verwendet worden. Dass das Kreuz an der 100 Jahre alten Fassade aber in völkisch-antisemitischer Tradition steht, wollte der ETV nicht ausschließen. Man wolle aber eine Erklärungstafel anbringen, sagte der Vorstand.
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Kundgebung gegen "Hakenkreuze"
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"Hamburg muss nazifrei sein" - rund 30 Menschen protestierten mit Parolen gegen vermeintliche Nazi-Symbole an der ETV-Halle.
Die digitale Stadtteilzeitung "Eims-Net" hatte zu der Kundgebung gestern vor dem Sitz des ETV an der Bundesstraße aufgerufen. Der Vorsitzende des dazugehörigen Vereins, Peter Gutzeit, forderte die Vereinsverantwortlichen auf, sich der eigenen Vergangenheit zu stellen oder gleich zurückzutreten - was mit Lachern von ETV-Seite quittiert wurde. Er verwies auf Robert Finn, einen damaligen NS-Funktionär und Ersten Vorsitzenden des ETV, nach dem die Sporthalle benannt wurde - bis sie vor zwei Jahren in Große Halle umbenannt wurde. "Das aber reicht nicht aus", sagte Gutzeit, solange die Haken- und Eisernen Kreuze an der Mauer der Turnhalle sowie das Erste Weltkriegs-Denkmal, der "Ehrenstein", unkommentiert sichtbar seien - zumal in direkter Nachbarschaft zur jüdischen Synagoge. "Es kommen regelmäßig Zeitzeugen und Besucher aus Israel an die Hohe Weide und sehen diese Symbole. Das geht einfach nicht!", sagte Barbara Nitruch vom Auschwitz-Komitee, die zusammen mit der Auschwitz-Überlebenden Esther Bejarano kam.
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