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Pressemitteilungen

NPD-Referent bei Burschenschaft

Felix Krebs

Am Montag dem 12. April 2010 soll der österreichische Neofaschist Richard Melisch ab 18.00 Uhr in den Räumen der „Burschenschaft Germania-Königsberg“, Heimhuderstraße 34 zum Thema "Die Völker Lateinamerikas befreien sich vom Joch der Globalisierung" referieren.
Die Burschenschaft, nicht zu verwechseln mit der Germania aus der Sierichstraße, stellt hier für ihre Räume dem "Norddeutschen Kulturkreis e.V." (NK) zur Verfügung, eine neofaschistische Kleinstorganisation, die schon länger als die NPD in Hamburg arbeitet.
Die Königsberg-Germanen werden genau wissen, wer da in ihrem Haus Vortragender und Zuhörende sind: Schließlich macht der NK regelmäßig seit mehreren Jahren Veranstaltung in dem Burschenhaus und Melisch selbst referierte schon anderenorts in burschenschaftlichen Kreisen der Stadt.
Besonders Pikant: Vor wenigen Jahren waren mehrere Burschen der Germania-Königsberg in führenden Positionen des "Ring(s) Christlich-Demokratischer Studenten" (RCDS), der CDU-nahen Studentenorganisation. Entsprechend dem Lebensbundprinzip der Verbindungen dürften sie heute Alte Herren sein.

"Freiheitskampf Bin Ladens gegen den Zionistenstaat"
2007 erschien im vom Geheimdienst als rechtsextremistisch eingestuften Verlag Grabert-Hohenrain ein Buch von Richard Melisch mit dem Titel “Der letzte Akt – die Kriegserklärung der Globalisierer“. In der folgenden Zeit tourte Melisch dann mit dem Buch zu diversen Gesprächskreisen der NPD in verschiedenen Bundesländern. Die militante Jugendorganisation der NPD schrieb nach einem solchen Vortrag: "Die JN Heilbronn dankt Richard Melisch für Wahrheiten aus erster Hand, und dass er uns an seinem reichen Erfahrungsschatz teilhaben ließ." Melisch schrieb für diverse rechte Blätter, 2006 z.B. im NPD-Organ "Deutsche Stimme". In den neonazistischen Huttenbriefen (5-6/2004) erklärte er den Terror Bin Ladens zum „Freiheitskampf gegen die USA und den Zionistenstaat Israel“ Im Dezember 2004 referierte Melisch für die Hamburger „Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaf“ in den Jahren 2006 und 2008 bei der Burschenschaft Germania in der Sierichstraße.

Braune Kulturfreunde
Der "Norddeutsche Kulturkreis", welcher Melisch in das Burschenhaus geladen hat, wurde 1962 unter maßgeblicher Beteiligung von Altnazis gegründet. Damals hieß er noch "Freundeskreis Filmkunst" und zeigte regelmäßig indizierte NS-Filme in angemieteten Hamburger Kinos. Obwohl es immer wieder Proteste gegen die Veranstaltungen gab, war erst 1995 Schluss mit den Nazifilmen. In den 80er und 90er Jahren geriet der Filmverein in die Schlagzeilen, weil er eine der Tarnorganisationen des kürzlich verstorbenen NPD-Funktionärs Jürgen Rieger war. Der Verein erwarb 1978 das so genannte Heideheim im niedersächsischen Hetendorf und Rieger baute es zum wichtigsten Nazizentrum in Norddeutschland aus. 1998 wurde es von den Behörden geschlossen.
Die Filmfreunde änderten darauf hin 1999 ihren Namen in "Norddeutscher Kulturkreis", das Personal, die Ideologie, wie auch die Vereinszeitschrift "Die Warte" blieben jedoch dieselben. Das Blatt enthält Porträts über Kulturträger des Dritten Reiches, Gedichte oder Lieder von völkischen KünstlerInnen, Rezensionen über Bücher von Alt- und Neonazis und Beiträge über das Vereinsleben. Häufig ziert ein Kunstwerk aus dem Nationalsozialismus das Titelblatt.

CDU-Nachwuchs aus "Königsberg"
2005 hatte der RCDS in Hamburg Markus Horschig zum Vorsitzenden, bei seiner schlagenden Verbindung war Horschig als Fechtwart in diesem Jahr angegeben. Und an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften vertrat 2006 Dennis Behnke den RCDS, während er für die Königsberg-Germanen die Bierkasse verwaltete. Mindestens drei weitere Königsberger Burschen hatten in diesen Jahren Posten beim RCDS oder kandidierten auf dessen Liste.
Mit den berüchtigten Namensvettern aus der Sierichstraße hat man bei Germania-Königsberg übrigens keine Probleme - man trifft sich im "Hamburger Waffenring" um dort miteinander Mensuren zu schlagen. Und problemlos übernahm man 1950 auch die Alten Herren der "Wehrschaft Askania" - einer Verbindung welche sich vor dem Krieg explizit dem Antisemitismus verpflichtet hatte und damals ein Hakenkreuz im Wappen führte.