Am Samstag feiert die „Vereinigung Hamburger Akademikerverbände“ (VHA), der Zusammenschluss fast aller Hamburger Studentenverbindungen seinen alljährlichen Festkommers. Dieses Jahr findet das anachronistische Spektakel zu Ehren des Antidemokraten Otto von Bismarck statt. Die Laudatio hält pikanterweise der Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs (SPD), dessen politische Urväter vom Eisernen Kanzler gnadenlos mittels Sozialistengesetzen verfolgt wurden. Ursprünglich sollte er zum Thema „Griechenland und Europa“ sprechen, nun wird er zum Thema „Zuwanderung – Deutschlands Grenze erreicht?“ vortragen.
Die VHA ist ein großer Zusammenschluss der verschiedensten Hamburger Korporationen. Egal ob schlagend oder nicht schlagend, musikalisch oder sportlich orientiert und unabhängig von der Konfession, hier sind alle gemeinsam vertreten. Dies gilt auch über die (partei-) politischen Grenzen hinweg. Hier können SPD-Genossen auf Konservative oder FDPler auf AfD-Mitglieder treffen und bis vor ein paar Jahren durften auch noch NPD- Mitglieder in Gestalt von Angehörigen der „Hamburger Burschenschaft Germania“ an dem Kommers teilnehmen. Erst auf erheblichen antifaschistischen Druck hin, kam die Germania 2012 einem Ausschluss aus der VHA durch Austritt zuvor. Seit 2014 warnt der Hamburger Verfassungsschutz nun öffentlich vor der Germania.
Im Namen der VHA laden der Vorsitzende Ernst Riechert und sein Vorstandskollege Winfried Wagener, sozusagen als oberste Alte Herren von Hamburg, ein. Ernst Riechert stammt aus einem elitären, pflichtschlagendem Corps (Saxonia Jena et Bonn). Der ebenfalls einladende Rechtsanwalt Winfried Wagener ist Alter Herr einer Sängerschaft und der ebenfalls pflichtschlagenden „Landsmannschaft Mecklenburgia Rostock“. Über diese Verbindung aus dem Coburger Convent (CC) konnte man schon 1993 in einem vertraulichem Verfassungsschutzbericht lesen, „als zumindest rechtsextremistisch beeinflusst hat ebenso die ‚Landsmannschaft Mecklenburgia’ zu gelten.“ Erst 2011 machte die Landsmannschaft eine Semesterabschlusskneipe mit dem Titel „Im heiligen Land Tirol“, welche „anlässlich des 50. Jahrestages der Südtiroler Feuernacht, dem flammenden Fanal wider die italienische Fremdherrschaft“ veranstaltet wurde. Bei der „Feuernacht“ wurden 1961 von Rechtsterroristen 37 Strommasten gesprengt und der italienische Straßenarbeiter Giovanni Postal getötet.
Wir fordern Herrn Kahrs auf seine Rede vor Sympathisanten von Rechtsterroristen, Bismarckfans und anderen Reaktionären abzusagen.
Hamburger Bündnis gegen Rechts