Gegenüber den Medien hatte die Hamburger AfD Anfang April behauptet auch ein Parteiausschlussverfahren gegen den Rechtsaußen Dr. Ludwig Flocken anzustrengen, nachdem er wegen rassistischer Äußerungen dem Image der Fraktion zu sehr geschadet hatte und diese verließ. Inzwischen zeigt sich, dass diese Ankündigung wohl nur taktischer Natur war. Flocken nimmt weiterhin am Parteileben teil.
Zuletzt feierte der Bergedorfer Arzt am 3. Oktober zusammen mit der Partei, darunter viele Funktionäre, in Wilhelmburg eine Party auf dem Gelände ihrer Geschäftsstelle. Wie Bilder zeigen unterhielt sich Flocken dort angeregt mit seinen Kameraden, darunter dem Vorstandsmitglied Jens Eckleben. Auch ehemalige Fraktionskollegen von Flocken wie Fraktions- und Parteichef Bernd Baumann, Dirk Nockemann und Joachim Krömer sowie Nicole Jordan aus dem Landesvorstand sind auf den Bildern zu sehen. Abgrenzung sieht anders aus.
In Bergedorf trat Flocken noch im August zusammen mit AfD-Kameraden und offizieller Parteifahne mit einem Infostand auf (siehe inzwischen gelöschter Screenshot von Flockens Facebookseite). Und am 17. September wollte der Rechtsaußen zusammen mit der stellvertretenden Vorsitzenden der „Jungen Alternative Hamburg“, Delphine Thiermann an der Anti-TTIP-Demonstration teilnehmen, wurde jedoch von OrdnerInnen des Platzes verwiesen.
Laut Hamburger Abendblatt sollte der AfD-Landesvorstand schon Ende April über Flockens Zukunft entschieden haben, danach noch das Parteischiedsgericht urteilen. Es ist also eher unwahrscheinlich, dass Flocken noch aus der Partei ausgeschlossen wird. Die Afd ist auch in Hamburg auf nationalistische und rassistische Scharfmacher wie Flocken angewiesen. Dies zeigte schon seine Wahl in die Hamburgische Bürgerschaft im Februar 2015. Flocken kandidierte auf dem eigentlich aussichtslosen 15. Platz, wurde jedoch durch seine Reden für extrem rechte Pegida-Aufmärsche hamburgweit bekannt und bekam dann mehr Stimmen als die auf Platz 7 und 8 nominierten Kandidaten der AfD. Und heute bekommt seine Facebookseite mehr Zuspruch, als die von anderen AfD-Funktionären.
Felix Krebs vom Hamburger Bündnis gegen Rechts: „Herrn Flocken wegen parteischädigendem Verhalten aus der AfD auszuschließen wäre objektiv gesehen eigentlich unredlich, denn mit seinen rassistischen Reden, seinen Kontakten zur rechten Szene und seinem neuen Veranstaltungszentrum in Bergedorf nutzt der Pegida-Freund der Partei, wie anderen Orts ein Björn Höcke.“
Dem Abendblatt sagte Flocken im April, er wolle lieber in der Partei bleiben, „wenn sie sich weiter so entwickelt wie momentan." Während der als konservativ geltende ehemalige Parteichef Jörn Kruse vor zwei Wochen weiter entmachtet wurde und ihm Bernd Baumann als Ko-Vorsitzender in der Fraktionsspitze zur Seite gestellt wurde, bleibt ein übler Hetzer weiterhin umtriebiges Mitglied. Die Hamburger AfD scheint sich in Flockens Sinne zu entwickeln.
Hamburger Bündnis gegen Rechts
Bilder von der AfD-Party mit Flocken finden sich hier, die Rechte liegen beim Fotografen:
https://www.flickr.com/photos/fabianschumann/sets/72157673494566531