Hamburger Senat dokumentiert sein Desinteresse an den Opfern, Angehörigen und Überlebenden eines rassistischen Brandanschlages
Mit seiner Antwort auf eine Schriftliche Kleine Anfrage des Bürgerschaftsabgeordneten Norbert Hackbusch (DIE LINKE) hat der Senat in wenigen Worten dokumentiert, dass von seiner Seite keine Bereitschaft besteht, ein dauerhaftes und öffentlich sichtbares Zeichen zur Erinnerung an die Opfer des neonazistischen Brandanschlages in der Halskestraße im Jahr 1980 zu setzen.
Wir als Initiative für ein Gedenken an Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân, die sich seit 2014 dafür einsetzt, die Erinnerung an die beiden Ermordeten und das Wissen um die rassistischen Hintergründe dieser Tat im städtischen Gedächtnis präsent zu machen, sind über die lapidare Antwort des Senats empört.
Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân sind die ersten dokumentierten Todesopfer eines rassistischen Brandanschlages in der Geschichte der Bundesrepublik. Seit 2015 erleben wir eine neue Welle der rassistischen Mobilisierung gegen Geflüchtete. Mit seiner ablehnenden und desinteressierten Antwort hat der Hamburger Senat das Angebot ausgeschlagen, ein Zeichen gegen Rassismus und zugleich ein Zeichen der Solidarität mit den Opfern, ihren Angehörigen und den Überlebenden des Anschlages zu setzen.
Wir senden Euch/Ihnen im Anhang eine ausführliche Stellungnahme zu, die auch genauer auf die Hintergründe unserer Initiative und die Vorgeschichte der Senatsantwort eingeht.
Unsere Position lässt sich wie folgt zusammenfassen:
1. Der Senat behauptet einerseits, dass es in der Nähe des Tatortes in der Halskestraße 72 keinen Platz für einen Gedenkort gebe. Andererseits räumt er eine, dass eine direkt gegenüber liegende Brachfläche in städtischem Besitz ist und Überlegungen zu deren Nutzung nicht abgeschlossen sind. Es wird deutlich, dass es von Seiten des Senates keine Offenheit dafür gibt, das Anliegen, ein Gedenken am Ort des Geschehens zu verwirklichen, in den Planungen zu berücksichtigen.
2. Mit diesem Umgang werden die Wünsche und Forderungen von Überlebenden und der Mutter eines der Ermordeten ignoriert und ihnen öffentliche Anerkennung und Solidarität verwehrt.
3. In Bezug auf die ebenfalls von uns geforderte Umbenennung eines Teilabschnittes der Halskestraße nach Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân bezieht sich der Senat auf ein Schreiben der Kulturbehörde, in dem diese „Benennungen in fremder Sprache“ für unzulässig erklärt, „wenn die Schreibweise zu falscher Aussprache führen kann.“ Das bedeutet faktisch, dass Opfer von Rassismus per se von der Ehrung durch eine Straßenbenennung ausgeschlossen werden. Es wäre an der Zeit, diese antiquierte und diskriminierende Denkart und Praxis zu verändern.
Wir möchten Euch/Sie bereits heute auf unsere Gedenkkundgebung zum 37. Jahrestag des Anschlages am 27.8. um 16 Uhr vor der Halskestraße 72 aufmerksam machen.
Für Fragen stehen wir Euch/Ihnen gerne zur Verfügung.
Mit herzlichem Dank für Ihr Interesse und freundlichen Grüßen,
Initiative für ein Gedenken an Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân
Kontakt:
Mehr Hintergründe und Informationen: https://inihalskestrasse.blackblogs.org