Rassistischer Brandanschlag Halskestraße
80 Menschen gedenken an Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân, legen nach
buddhistischem Gebet Blumen nieder und fordern einen Gedenkort am
ehemaligen Tatort
Gestern (27.8.2017) forderte die Initiative zum Gedenken an Nguyễn Ngọc
Châu und Đỗ Anh Lân erneut die Umbenennung der Hamburger Halskestraße
in Moorfleet. Auf einer Kundgebung mit rund 80 Teilnehmenden gedachte
sie an die beiden Opfer des rassistisch motivierten Brandanschlags vor
37 Jahren. Zusammen mit Đỗ Anh Lâns Mutter, ehemaligen Bewohnern des
Geflüchtetenheims und zahlreichen Interessierten kritisierte sie die
ablehnende Haltung des Senats, einen Erinnerungsort zu schaffen und
damit auch ein Zeichen gegen rechte Gewalt zu setzen.
Ein Redner der Initiative wies drauf hin, dass rechte Gewalttaten,
Hetze gegen Geflüchtete und alltägliche rassistische Zumutungen seit
Jahren zunehmen. Er spannte auch den Bogen zu den Pogromen in
Rostock-Lichtenhagen, die in diesen Tagen 25 Jahre zurückliegen. Auch
damals war den Angriffen eine wochenlange, beispiellose Hetze gegen
Geflüchtete vorausgegangen.
Der Gedanke, über die Forderungen nach einer Straßenumbenennung und der
Umbenennung der Bushaltestelle und einer Gedenktafel vor dem Gebäude
der ehemaligen Unterkunft hinaus einen Gedenkort einzurichten, sei
entstanden, als Đỗ Anh Lâns Mutter erzählt habe, wie belastend es für
sie sei, dass es nach der Auflösung der Grabstätte auf dem Öjendorfer
Friedhof keinen Ort mehr gebe, der mit ihrem ermordeten Sohn in
Zusammenhang stehe.
Die Essener Hip-Hop-Band K.A.G.E. rappte auf der Kundgebung auf
Deutsch, Englisch und Romanes. Nach einer Schweigeminute und einem
buddhistischen Gebet legten die Kundgebungsteilnehmer Blumen vor einer
Gedenktafel nieder, die auf Vietnamesisch und Deutsch über die
Ereignisse von 1980 informiert. Vor der Tafel mit den Bildern von Đỗ
Anh Lân und Nguyễn Ngọc Châu war ein kleiner Altar mit Kerzen,
Räucherstäbchen und Speisen und Getränken arrangiert, um der beiden
Toten zu gedenken.
Verübt wurde der Anschlag auf die Flüchtlingsunterkunft in der
Hamburger Halskestraße in der Nacht zum 22. August 1980 von zwei
Mitgliedern der terroristischen Neonazigruppe „Deutsche
Aktionsgruppen“. Wie ein Überlebender des Brandanschlags auf der
Kundgebung berichtete, wurden die Bewohner und Bewohnerinnen nach der
Tat allein gelassen und nicht einmal über die Hintergründe des
Anschlags informiert. Bis heute erinnert in Hamburg nichts an den Tod
von Đỗ Anh Lân und Nguyễn Ngọc Châu. Die Initiative fordert neben der
Straßenumbenennung auch die entsprechende Umbenennung der
Bushaltestelle am Tatort sowie eine fest installierte Gedenktafel, die
die Ereignisse dokumentiert und an die beiden Opfer erinnert. Die Taten
gelten als die ersten - dokumentierten - rassistisch motivierten Morde
nach 1945.
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