Seit mehreren Wochen nehmen an den montäglichen Merkel-muss-weg-Aufmärschen neben Identitären, AfD-Mitgliedern, rechten Hooligans und Türstehern auch Aktivisten der NPD teil. Fotografisch belegt ist u.a. die Teilnahme von Torben Klebe, bis 2015 Landesvorsitzender der Hamburger Nationaldemokraten. Zwar haben sich die Organisatoren der Aufmärsche nie gegen die NPD-Teilnahme ausgesprochen, sie allerdings auch nicht eindeutig beworben. Dies hat sich nun durch die Einladungspolitik des wichtigsten Strippenziehers, Thomas Gardlo, geändert. Ein Artikel der ZEIT beschreibt anschaulich den maßgeblichen Einfluss des ehemaligen Wehrsporttrainers. Nicht nur auf der Straße, sondern auch als einer von drei Administratoren der wichtigsten Facebookgruppe zur Mobilisierung des rechten Packs kommt Gardlo die zentrale Bedeutung zu. Er selbst bestätigte dies auch stolz der Mopo: „Ich habe Einiges damit zu tun.“
Am 10. März lud fügte Gardlo nun aktiv den NPD-Kader Steffen Holthusen seiner mobilisierenden Facebookgruppe zu. Man kann nämlich nicht ohne weiteres in die erlauchte, rechte Hetzblase aufgenommen werden, wie wir selbst feststellen mussten. Holthusen war bis mindestens 2013 Landesgeschäftsführer der Hamburger NPD und ist der wichtigste Hintermann der Partei, hält sich aufgrund seines bürgerlichen Berufs jedoch öffentlich im Hintergrund. Der Hamburger Inlandsgeheimdienst erwähnte Holthusen noch vor zwei Jahren in seiner Rückschau über das Jahr 2015.
Hetze im Stürmer-Stil, jetzt mit Matussek?
Die Facebookgruppe von Gardlo und Holthusen, welche knapp 600 Personen umfasst, verbreitet weiterhin rechte Hetze und Beleidigungen. Hass-Objekt Nummer eins, Angela Merkel, wird hier wahlweise als „deutschfeindliches Monster“, als „Gammelfleisch“ oder einfach als Neutrum „Es“ bezeichnet. Ohne die Politik der Bundeskanzlerin zu bewerten: Solche menschenverachtende Hetze betrieben die Nationalsozialisten in ihrem „Stürmer“ und ähnlichen Gazetten. Erst wurde den politischen Gegnern und Opfern das Menschsein abgesprochen und dann wurden sie verjagt, inhaftiert oder ermordet. Dass jetzt der Journalist Matthias Matussek für Montag den 19. März als Redner angekündigt ist, belegt nicht die Bürgerlichkeit der völkischen Krakeler, sondern den Weg des ehemaligen SPIEGEL- und WELT-Journalisten nach ganz Rechtsaußen.
Streit in der AfD
In den letzten Tagen berichteten viele Medien über eine angebliche Abgrenzung von Ko-Fraktionsvorsitzendem Prof. Jörn Kruse und weiteren drei Abgeordneten aus Hamburg zu der bundesweiten Annäherung der AfD an Pegida. Wie windelweich dieser Beschluss ist, zeigt sich seit Wochen an den pegida-ähnlichen Aufmärschen in Hamburg zu dem die Hamburger AfD trotzdem aufruft. Außerdem hatten drei Abgeordnete Kruses Initiative nicht unterzeichnet, darunter der Landesvorsitzende Dirk Nockemann und sein Stellvertreter Alexander Wolf. Nockemann hat jetzt die Kruse-Initiative offen angegriffen und als „nicht zielführende öffentliche politische Diskussion“ bezeichnet.
Dazu Felix Krebs vom Hamburger Bündnis gegen Rechts: „Die jüngste Pressemitteilung des Landeschefs Nockemann zeigt, dass er und große Teile des Landesverbandes den Schulterschluss mit den Nazis von NPD, Identitären und ähnlichen Rechten wollen. Herr Kruse bedient, wie schon seit Jahren, nur noch als Feigenblatt die mediale Rezeption mittels bürgerlicher Camouflage.“
Dabei sind sich einige Hamburger AfD-Funktionäre wohl durchaus der Schwierigkeiten dieser Kooperation von Partei und Straßenmob bewusst. Der AfD-Aktivist Stefan Wagener regt auf dem Blog der Merkel-Gegner eine „Hausordnung“ für die rechten Aufmärsche an, denn „Personen mit Bierdosen“ erweckten „eher den Eindruck eines Treffens der Unterkreishooligans“. Da hilft auch kein Matthias Matussek mehr, der Lack ist ab.
Hamburger Bündnis gegen Rechts