Es sieht schlecht aus bei der Hamburger Jungen Alternative(JA), dem Jugendverband der rechten Partei. Sie hatte am „08.02.2019 nur noch 14 Mitglieder“ heißt es in einem internen Antrag zum kommenden Landesparteitag am 24. März 2019, welcher uns vorliegt, Ende Dezember 2018 waren es immerhin noch 30. Doch dann kam der Inlandsgeheimdienst namens Verfassungsschutz und erklärte den rechten Nachwuchs zum Verdachtsfall und nun „unterliegen Mitglieder der JA einer viel direkteren Gefahr des Einsatzes nachrichtendienstlicher Mittel gegen ihre Person“, weshalb „die Funktion der JA als Anlauf- beziehungsweise Zugangspunkt für der AfD nahestehende Jugendliche sowie junge Erwachsene“ nicht mehr gegeben sei.
Auch die beiden JA-Vorsitzenden Krzysztof Walczak und Marco Schulz haben die JA verlassen, ebenso wie zwei weitere Mitglieder des bis vor kurzem noch fünfköpfigen Vorstands. Offensichtlich droht das politische Engagement der beruflichen Karriere zu schaden. Waren die jungen Völkischen „bislang insbesondere für junge Soldaten, Beamte und Anwärter ein Anlaufpunkt,“ so sei das „nunmehr obsolet.“ Man wolle, so der Antrag das, „nunmehr negativ konnotierte Label der Jungen Alternative“ überwinden, „um zeitnah eine erneut erfolgreiche Jugendarbeit innerhalb Hamburgs etablieren zu können.“ Ein neuer Schlauch, sprich ein entsprechender Verein, sei schon Anfang Februar gegründet worden, um den alten, angebräunten Wein in unverfänglichem Glanze erscheinen zu lassen. Der Verein würde auf dem Parteitag vorgestellt und eigne sich als neue Jugendorganisation der Hamburger Partei. Mit diesem könne man dann auch einfacher finanzielle Mittel beim Ring politischer Jugend (RpJ) beanspruchen.
Kostümwechsel statt inhaltliche und personelle Konsequenzen
Statt auf dem Parteitag einen Antrag auf eine inhaltliche Debatte über extrem rechte Inhalte in der JA zu stellen und landes- sowie bundesweit personelle Konsequenzen zu fordern und mittels Entzug der Mitgliedschaft die völkische Fraktion der JA kaltzustellen, versucht man es lieber mit Kosmetik. Einer der Antragsteller, der Ex-JA-Vorsitzende Walczak, gehört selbst zu den Rechtsaußen der Partei und deren Jugendorganisation. Er gehörte 2015 als Vizevorsitzender der Bundes-JA zu den treibenden Kräften gegen die gemäßigten Kräfte um Prof. Bernd Lucke. Er soll damals in einer geheimen Facebookgruppe maßgeblich die Absetzung des damaligen gemäßigten Bundesvorsitzenden der JA, Philipp Meyer betrieben haben. Der Fehler Meyers war es, dass er den Ausschluss des Neofaschisten Björn Höcke aus der AfD gefordert hatte. Für Walczak eine Äußerung „erkennbar gegen den Willen des übrigen Bundesvorstands“ der JA. Auch inhaltlich agiert Walczak weit rechts, wenn er für ein Abtreibungsrecht nach polnischen Maßstäben und mit dem Kampf für „Hochkultur“ und „Nationalstolz“ gegen „Multi-Kulti-Mischmasch“ eintritt. Sexuelle Vielfalt ist für ihn ein „Kampfbegriff der Linken.“
Auch ein zweiter Antragsteller gehört zu den Rechtsaußen im Landesverband, und er hat ein taktisches Verhältnis zum Verfassungsschutz. Ko-Fraktionsvorsitzender Alexander Wolf hat Erfahrung mit geheimdienstlicher Überwachung. Als junger Erwachsener (1990) war er Mitglied der Republikaner und Gründungsvorsitzender dessen Republikanischen Hochschulverbandes RHV. In der Zeit als die Diskussionen lauter wurden die REP und den RHV durch den Inlandsgeheimdienst zu überwachen, verlies Wolf beide wieder. Ab 1992 wurden die REP dann jahrelang als rechtsextremistisch geführt.
Anders verhielt es sich, als die Aktivitas (die studentischen Mitglieder) seiner Burschenschaft Danubia 2012 zum wiederholten Male vom bayrischen Verfassungsschutz beobachtet wurde. Trotz nachgewiesener Kontakte in die Naziszene und regelmäßiger Vorträge von Referenten aus dem rechtsextremistischen Spektrum im Hause der Danubia, hielt Wolf seiner Burschenschaft die Treue. Auf der Homepage seiner Danubia lautet es seitdem euphemistisch: „Die akademische Freiheit verteidigen wir so auch gegen autoritäre Innenminister.“
Ob Wolf, Walczak und die Hamburger AfD mit ihrer Taktik bezüglich der Neugründung der Jugendorganisation die Öffentlichkeit so leicht täuschen können, bleibt zu allerdings zu bezweifeln.
Hamburger Bündnis gegen Rechts