Die im „Hamburger Waffenring“ (HWR) zusammengeschlossenen schlagenden Verbindungen wollen am 11. Mai zusammen das 100-jährige Jubiläum der Universität Hamburg feiern. Mit dabei ist die offiziell als rechtsextremistisch eingestufte Hamburger Burschenschaft Germania (HBG), zu der andere Verbindungen nach außen hin Distanz halten, intern allerdings seit Jahrzehnten beste Beziehungen unterhalten. Unter den Alten Herren der feiernden Verbindungen befinden sich nicht nur viele freiberufliche Akademiker, wie Ärzte, Rechtsanwälte und Kleinunternehmer, sondern auch Bandträger mit besten Beziehungen in Wirtschaft, Wissenschaft, Bundeswehr und Politik. Und natürlich auch einige Aktivisten vom braunen Rand der Verbindungslandsschaft.
Bei der Mensur „zerhackt“
Die Einladung zur Feier „100 Jahre Universität Hamburg – Festkommers des Hamburger Waffenringes“ zieren die Farben der beteiligten Verbindungen. Dies sind: (von links nach rechts) Hamburger Burschenschaft Germania (HBG), Turnerschaft Slesvigia Niedersachsen (TSN), Landsmannschaft Mecklenburgia Rostock (LMR), Corps Irminsul (CI), Burschenschaft Germania Königsberg (BGK) und Landsmannschaft Hammonia-Marko Natangia (HMN). Von ihnen muss jede 500 Euro für die Durchführung des Kommerses zahlen. Das Bier dürfte reichlich fließen.
Gemeinsam ist den Waffenbrüdern dieser Verbindungen ihr antiquiertes Brauchtum, ihr Elitedünkel gepaart mit der Pflege von Seilschaften, der Ausschluss von Frauen bis hin zu explizitem Antifeminismus, eine nationalsozialistische Vergangenheit und bei einigen bis heute eine gewisse Nähe zur extremen Rechten oder rassistische Ausschluss-Prinzipien.
Zusammengeschlossen sind sie im 1951 gegründeten HWR, weil sie für ihre rituellen und blutigen Körperverletzungen, adäquate Mensurpartner benötigen. „Das Corps Irminsul bewies einen guten Mensurstandpunkt und führte erst ab, als Martins Gegenpaukant durch diesen ordentlich ‚zerhackt’ worden war“, heißt es dazu beispielhaft Ende 2018 in einem Bericht von einer HWR-Mensur.
Verbindungen zur extremen Rechten
Wer Mitglied eines schlagenden Männerbundes sein möchte, wer den Schmiss als „Ehrennarbe“ und Standeszeichen benötigt, muss Mensuren gegen andere Verbindungen geschlagen haben. In § 1 des Comments (Regelwerk) des HWR heißt es: „Der Hamburger Waffenring ist ein Zusammenschluß schlagender Korporationen an der Universität Hamburg.“ Allerdings werden im HWR nicht nur blutige Rituale gepflegt, sondern auch die „Pflege des Zusammenhalts und der Geselligkeit“, sowie teilweise „gemeinsame Hochschulpolitik“, wie es in der „Kleinen Fechtibel“ der TSN von 2010 lautet. Auch der Hamburger Senat bestätigte schon 2005, dass sich der HWR „nicht auf die Durchführung von Fechtveranstaltungen beschränkt“ und dass der Verfassungsschutz „in anderen Zusammenhängen auch Aktivitäten beobachteter Organisationen unter dem Aspekt der Einfluss- und Vorfeldarbeit beobachtet.“[1] Anlass war damals ein „Königsberg-Kommers“ des HWR mit mehreren hundert Personen, in dessen Einladung die heutige russische Stadt Kaliningrad entsprechend großdeutscher Revancheansprüchen als „Stadt der Unfreiheit und Fremdbestimmung“ bezeichnet wurde.
Die konservativ ausgerichteten Verbindungen des HWR versuchen solche politischen Positionen und vor allem strukturelle Verbindungen zur extremen Rechten weit von sich zu weisen. Als 2013 eine Mensur minderjähriger Schülerburschenschafter unter Beteiligung einer neonazistischen Burschenschaft und eines NPD-Kaders im Haus der Germania-Königsberg stattfand[2], verneinte die BGK jegliche Kontakte zum organisierten Neofaschismus – nun bietet sie den Veranstaltungsraum für den HWR-Kommers unter Einschluss der völkischen HBG. Seit mehreren Jahren steht die HBG im Verfassungsschutzbericht, bei ihr trainierte die neurechte Identitäre Bewegung (IB) Wehrsport[3] und regelmäßig referieren dort Ideologen der intellektuellen Rechten. So ist z.B. wenige Tage nach dem HWR-Kommers der Publizist Martin Lichtmesz für einen Vortrag auf das Haus der HBG geladen. Lichtmesz gilt Kennern der rechten Szene als einer der wichtigsten Vordenker der Identitären. Die HBG spielt im Waffenring auch keineswegs eine unbedeutende Rolle: Im Sommersemester 2017 war sie zuletzt präsidierende Verbindung in dem Akademikerzusammenschluss.
Alte Herren mit besten Verbindungen
Wer sich persönlich von den zahlreichen Alten Herren aus dem HWR zu dem Festkommers angemeldet hat ist unbekannt und einige werden es sich wohl noch mal genau überlegen müssen, mit wem sie feiern wollen. Anhand der Vereinsunterlagen der Altherrenvereine und der so genannten Hausvereine der schlagenden Verbindungen des HWR, lassen sich so einige interessante Personalien der Waffenbrüder zusammenstellen. Vom Bundestagsabgeordneten der AfD und anderen AfD-Funktionären, über Redakteure von rechten Zeitschriften wie „Junge Freiheit“ oder „Der Schlesier“, einem Vordenker des neurechten „Instituts für Staatspolitik“, bis hin zu leitenden Funktionären der Nordmetall-Stiftung, der LIDL-Stiftung, eines großen Logistik-Unternehmens, CDU-Funktionären, Offizieren der Bundeswehr inklusive eines Generalstabsangehörigen im Führungskommando oder einem Professor am Universitätskrankenhaus, sind dort viele honorige Personen vertreten.
Felix Krebs vom Hamburger Bündnis gegen Rechts: “Streng abgeschirmt von der Öffentlichkeit, treffen sich im Hamburger Waffenring Angehörige des konservativen Establishments mit völkischen und deutschnationalen Burschenschaftern. Die intellektuelle Rechte marschiert nicht auf Hamburgs Straßen, sie pflegt vertrauliche Netzwerke in den Häusern schlagender Verbindungen.“
Hamburger Bündnis gegen Rechts
[1] http://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/15775/festkommers_des_hamburger_waffenrings_am_22_april_2005.pdf
[2] https://www.spiegel.de/lebenundlernen/uni/pennale-burschenschaften-veranstalten-hatz-in-hamburg-a-892914.html
[3] https://www.zeit.de/hamburg/politik-wirtschaft/2017-02/identitaere-bewegung-hamburg-rechtsextremismus