Initiativkreis „Sechs Monate nach den rassistischen Morden von Hanau“
Hamburger Polizei verhindert würdiges Gedenken an die Toten von Hanau. Veranstalter*innen widersprechen der Darstellung der Polizei scharf- „Schande“ und „ein besonders schäbiges Kapitel“ der Geschichte der Polizei Hamburg- Auch Schlagstöcke und Pfefferspray wurde gegen Demonstrant*innen eingesetzt. Die Hamburger Polizei hat gestern Nacht eine Gedenkdemonstration für die Toten des rechtsterroristischen Anschlags in Hanau weitgehend verhindert. Die Veranstalter*innen kritisieren den Polizeisatz scharf und widersprechen deutlich der bisherigen Berichterstattung.
Die Gedenkdemonstration sollte um 18:00 Uhr am S-Bahnhof Veddel beginnen. Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, teilten sich die Teilnehmenden in Blöcke zu je 50 Personen auf, hielten 1,5 Meter Abstand zueinander und trugen Mund-Nasen-Schutz. Doch die Hamburger Polizei ließ die Demonstration über Stunden nicht beginnen, da statt der 500 angemeldeten Teilnehmer*innen 800 gekommen waren. Das Abstands- und Hygienekonzept wurde weiterhin eingehalten.
Zeitgleich nahmen an der Gedenkdemonstration in Berlin mindestens 2500 Menschen teil.
Nach stundenlanger Verzögerung verließen zahlreiche Teilnehmer*innen die Versammlung. Dennoch verweigerte die Polizei weiterhin das Loslaufen. Den Veranstalter*innen blieb daraufhin keine andere Möglichkeit, als die Versammlung aufzulösen.
Sedat Kaya, Anmelder der Demonstration (Vertreter der DIDF Hamburg, Föderation demokratischer Arbeitervereine): „Wir wollten unsere Trauer und unsere Wut über die Toten von Hanau zum Ausdruck bringen. Der respektlose Versuch der Polizei, eine maßgeblich von migrantischen Organisationen getragene Gedenkdemonstration zu verhindern, ist eine Schande. Das Geschehen hat uns erneut den institutionellen Rassismus der Polizei gezeigt. Die Polizei steht im Kampf gegen rechten Terror nicht auf unserer Seite.“
Christiane Schneider, Mitveranstalterin (Hamburger Bündnis gegen Rechts und ehemalige Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft): „Die Polizei Hamburg hat heute ihrer Geschichte ein besonders schäbiges Kapitel hinzugefügt.“
Christoph Kleine, Mitveranstalter (SEEBRÜCKE HAMBURG)
„Es ging der Polizei Hamburg nicht um Auflagen oder Infektionsschutz. Sie hat durch ihr unkooperatives und provokantes Verhalten die Gefahren für die Teilnehmenden erst produziert. Auf Versammlungen der Corona-Leugner lässt die Hamburger Polizei alles durchgehen, während antirassistische Demonstrationen gegängelt und schikaniert werden. Das ist ohne das tiefsitzende Rassismus- und Gewaltproblem der Hamburger Polizei nicht zu erklären. Da der Fisch stets vom Kopf stinkt, wiederholen wir unsere Forderung nach der Entlassung von Polizeipräsident Ralf Meyer.“
Nach der aufgelösten Demonstration wurde eine Spontanversammlung am 3 Kilometer entfernten Stübenplatz durchgeführt, die schließlich von der Polizei geduldet wurde. Auf dem Weg dorthin setzte die Polizei jedoch Pfefferspray und Schlagstöcke ein. Die Versammlung fand improvisiert ohne Lautsprecherwagen, mit einigen hundert Personen und durch die Verzögerung überwiegend in der Dunkelheit statt. Das geplante Konzert der Rapfugees fiel aus. Für die Veranstalter war das kein Ersatz für das geplante, würdige Gedenken.
Die wütenden Szenen wurden auf Twitter dokumentiert, vielfach geteilt und kommentiert. Sie können die Videos unter Nennung der Quelle einbetten: https://twitter.com/emilylaquer
Eine ausführliche Schilderung der Ereignisse durch Christiane Schneider findet sich auf ihrer facebook-Seite:
https://www.facebook.com/christiane.schneider.9883