Der emeritierte Professor der Rechtsmedizin, Klaus Püschel, steht u.a. wegen eines ursprünglich geplanten Auftritts bei der schlagenden Verbindung „Landmannschaft Mecklenburgia Rostock“ (LMR) in der Kritik. Bei genauerem Hinsehen fällt auf, dass Püschel die Veranstaltung zwar abgesagt, sich jedoch nicht politisch von den extremen Rechten abgegrenzt hat. Genauso wenig, wie er sich jemals von den medizinisch unethischen und rechtswidrigen Brechmitteleinsätzen distanzierte, geschweige denn, sich für den Tod von Achidi John entschuldigte. Vor diesem Hintergrund erklären wir als „Hamburger Bündnis gegen Rechts“ (HBgR) unsere volle Solidarität mit Kampnagel und seiner Intendantin Amelie Deuflhard.
Keine Distanzierung vor der extremen Rechten
Auf der Homepage der LMR steht, dass die Veranstaltung mit Püschel aus „seuchenpolitischen Gründen“ abgesagt worden wäre. Dies klingt verwunderlich, denn gerade Püschel hatte den Umgang mit der Pandemie immer wieder als überzogene Angstmache kritisiert. Gegenüber dem Hamburger Abendblatt vom 3.11. erklärte der Rechtsmediziner, "Wir haben es besprochen und gemeinsam entschieden, die Veranstaltung nicht stattfinden zu lassen." Hier findet sich kein einziges Wort der politischen Distanzierung von der braunen Landsmannschaft. Spätestens seit dem Artikel in der Taz am Tag zuvor, muss Püschel die politische Kritik an seinen Gastgebern wahrgenommen haben. Eine einfache google-Suche hätte dann noch weitere brisante Artikel bei der ZEIT zu Tage gefördert.(1)(2)
Die LMR wurde nicht nur Anfang der 1990er Jahre in einem vertraulichen Verfassungsschutzbericht (VSB) als „zumindest rechtsextremistisch beeinflusst“ eingeschätzt, sondern hat auch völkische Alte Herren in ihren Reihen. Hanno B., heute Autor der neurechten Zeitschrift „wie selbst“ wurde 1997 namentlich im öffentlichen VS-Bericht erwähnt.(3) Nils Wegner, Alter Herr der Verbindung ist langjähriger Mitarbeiter des rechtsextremistischen Think Tanks „Institut für Staatspolitik“ (IfS). Aus dem IfS trugen Chef Götz Kubitschek und diverse andere Ideologen ihre Ergüsse im Haus der LMR in vergangenen Jahren vor, wie dem einen ZEIT-Artikel zu entnehmen ist. In diesem werden auch die Verbindungen der LMR zur Hamburger AfD erläutert.
Von Reichsgründungsfeiern und Südtirol Terrorismus
Bei der ewiggestrigen Landsmannschaft bezieht man sich nicht auf republikanische Traditionen. Laut aktuellem Semesterprogramm (4) feierte man nicht am 3. Oktober, sondern lieber erst am 22. Januar 2022 und zwar die Reichsgründung unter Bismarck. Die LMR bezieht sich damit auf ein undemokratisches, antiliberales und nationalistisches Deutsches Reich, dessen Gründung 1871 als Akt der Demütigung im besetzten Versailles stattfand. Dass man bei der LMR immer noch Siege über den französischen Erbfeind zelebriert, verdeutlichen auch die genauso regelmäßig gefeierten Besäufnisse unter dem Titel „Sedan-Bier am Freitag.“
Sogar in rechtsterroristische Traditionen stellten sich die brauen Burschen mit denen Püschel sich nun einvernehmlich geeinigt hat. Vor 10 Jahren machte die LMR eine Semester-Abschlusskneipe unter dem Titel „Im heil´gen Land Tirol“ anlässlich des „50 Jahrestag der südtiroler Feuernacht, dem flammenden Fanal wider die italienische Fremherrschaft“, wie es apologetisch auf der Facebookseite hieß. Von den italienischen Gesinnungs-Burschenschaftern auf die sich die LMR so freundschaftlich bezieht, wurde bei den dutzenden von Bombenanschlägen der Rechtsterroristen 1961 der italienische Straßenarbeiter Giovanni Postal getötet.
Wir fordern Herrn Professor Püschel auf, sich von der Landsmannschaft Mecklenburgia eindeutig zu distanzieren. Wir fordern ihn ebenso auf, sich für die von ihm mitverantworteten Brechmitteleinsätze zu entschuldigen. Und wir erklären unsere volle Solidarität mit der Kultureinrichtung Kampnagel und ihrer Intendantin Amelie Deuflhard, die einen entscheidenden Impuls zur Debatte um institutionellem Rassismus in Hamburg geleistet haben, die auch mit dem Namen Klaus Püschel verbunden ist.
Hamburger Bündnis gegen Rechts