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Pressemitteilungen

Rechter Redner beim Ostermarsch 2023 – Er lobte öffentlich einen SS-Freiwilligen

Das „Hamburger Bündnis gegen Rechts“ hat keine einheitliche Position dazu, wie der völkerrechtswidrige Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine schnellst möglich beendet werden sollte. Wir sind uns jedoch einig, dass Anbiederungsversuche an nationalistische und extrem rechte Positionen, Organisationen und Personen nicht zu dem Bemühungen um einen gerechten Frieden gehören. Wir haben in diesem Zusammenhang wiederholt das „Hamburger Forum“ (HF) kritisiert und auf dessen Rechtsoffenheit aufmerksam gemacht.
https://www.keine-stimme-den-nazis.org/aktuelle-meldungen/7368-offener-brief-notwendige-abgrenzung-gegen-rechts-deutlich-machen

Ostermarsch-Redner in Zeitungen der Neuen Rechten

Als Hauptredner zum diesjährigen Ostermarsch hat das HF Peter Brandt eingeladen, der mit nationalistischen Positionen seit Jahrzehnten den Dialog mit der extremen Rechten sucht. SPD-Mitglied Peter Brandt, Sohn von Ex-Kanzler Willy Brandt, verbreitete seine Positionen in der neurechten Zeitung „Junge Freiheit“ und in der von ehemaligen NPD-Funktionären gegründeten Zeitschrift „Wir selbst“ (1990 und 2020). Sein Lebensthema ist „Die Linke und die nationale Frage“ und die Relativierung der deutschen Schuld an Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg: Man müsse versuchen, mit der „deutschen Neurose“ in Bezug auf die Nation vernünftig umzugehen, die Rede vom „Tätervolk“ sei destruktiv. Die Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit müsse „gegenüber den damals beteiligten 'normalen Deutschen' sensibel“ geführt werden, behauptete er im Interview mit der JF.

Begeisterung für einen SS-Freiwilligen

Besonders verbunden war Brandt dem Nationalrevolutionär Wolfgang Venohr, einem wichtigem Vordenker der Neuen Rechten. In einem von diesem 1982 herausgegebenen Sammelband publizierte Brandt zusammen weiteren Ideologen der Neuen Rechten. Venohr trat 1941 freiwillig der „SS-Leibstandarte Adolf Hitler“ bei, die an zahlreichen Kriegsverbrechen beteiligt war. Nach 1945 bereute Venohr dieses keineswegs und kritisierte: „Wir haben nie verhehlt, daß wir das Kollektivurteil über die Soldaten der Waffen-SS für falsch und ungerecht halten.“ Venohrs Geschichtsrevisionismus machte selbst vor dem Holocaust nicht Halt: „Ich würde das sogar viel schärfer beurteilen. Von Versailles führt ein direkter Weg zu Auschwitz.“ Er vertrat damit die beliebte These der äußersten Rechten, dass Reparationszahlungen und „Ehrverlust“ Deutschlands nach dem Ersten Weltkrieg dieses quasi in den Nationalsozialismus und die Ermordung der europäischen Juden und Jüdinnen getrieben hätten.

Peter Brandt wiederum schrieb in seinem Nachruf 2005 auf Venohr: „Er bleibt fest in meinem Gedächtnis vor allem wegen seiner absoluten Geradlinigkeit, als Beispiel für einen ehedem begeisterten, jungen Nationalsozialisten, der souverän seine Konsequenzen aus der Katastrophe gezogen hatte, als eigenständiger Geist.“ Ebenfalls 2005 war Brandt dann noch Autor in dem Gedenkband der Jungen Freiheit  „Ein Leben für Deutschland – Gedenkschrift für Wolfgang Venohr“.

Peter Brandts Geschichtsrevisionismus

Brandt blieb bis heute seinen Kontakten in die extreme Rechte treu. 2009 schrieb er für den COMPACT-Band Nr 10 „Gegen die Finanzdiktatur“ des Querfront-Betreibers Jürgen Elsässer einen Beitrag. Und in den letzten Jahren referierte Brandt bei verschiedenen äußerst rechten, schlagenden Verbindungen, darunter im Februar 2020 bei der Hamburger „Landsmannschaft Mecklenburgia-Rostock.“

Ein Tiefpunkt an geschichtsklitternden Positionen findet sich dann 2020 in Brandts Rezension des Buches „Versuch das Unverzeiliche zu verstehen“ von Edelbert Richter. Schon der Untertitel „Für ein Ende der Halbwahrheiten. Korrekturen an unserem Bild von Judentum und Nationalsozialismus“ und der Publikationsort „Edition Sonderwege“ in der rechten „Manuscriptum Verlagsbuchhandlung“, lassen Übles erwarten. Brandt macht sich in seiner Buchvorstellung weitestgehend die Positionen des Autors zu eigen, selten widerspricht er diesen: Die Deutschen wären „in der Weimarer Republik insgesamt wenig antisemitsch“ gewesen, es hätte „bis ins 20. Jahrhundert eine dramatische Überrepräsentierung von Juden im Handels und Bankkapital gegeben.“ Der „drückende Diktatfrieden“ von Versailles, die „Verweigerungsrevolution der Arbeiter und Soldaten statt eines heroischen Endkampfes“ und die „geopolitische Zwangslage Deutschlands inmitten Europas“ wären Bedingungen für den Zweiten Weltkrieg gewesen. Die deutsche Alleinschuld am Zweiten Weltkrieg zieht Brandt in Zweifel, sowohl Polen, als auch die Alliierten trügen eine Mitschuld. Deutsche Kriegsverbrechen relativiert er, in dem er nach der „Legitimität britisch-amerikanischer Flächenbombardements“ fragt. Auch die Berechtigung der Alliierten Nürnberger Kriegsverbrecher Prozesse stellt Brandt, Richter zitierend, in Frage. Brandt widerspricht nicht einmal der relativierenden Behauptung bezüglich der Ursachen für den Holocaust: „Einen großen, tatsächlich vielfach nicht beachteten Stellenwert spricht er (Brandt meint Richter) vielmehr dem angelsächsischen Vorbild zu: der Kolonialisierung der halben Welt, insbesondere Indiens, und der Westausdehnung der USA samt der damit verbundenen Ausrottung des größten Teils der Indianer-Bevölkerung sowie dem Beispiel der 'Rassentrennung'.“

Felix Krebs vom Hamburger Bündnis gegen Rechts: „Ein geschichtsrevisionistischer Redner, der einen unverbesserlichen SS-Freiwilligen als gradlinig lobt, in Publikationen der extremen Rechten veröffentlicht und bei rechten schlagenden Verbindungen auftritt, hat bei einer Friedensdemonstration nichts zu suchen. Eine Abgrenzung nach Rechts durch das Hamburger Forum sollte anders aussehen.“

Hamburger Bündnis gegen Rechts