Pressemitteilung des Hamburger Bündnis gegen Rechts, 12.12.2023
Am kommenden Donnerstag soll im Prozess zum rassistisch-motivierten Mordversuch in Hamburg-Niendorf gegen Ulf M. ein Urteil gesprochen werden. Ulf M. schoss mit einer Waffe durch die Tür einer muslimischen Nachbarin. Er filmte sich selbst bei der Tat und kommentierte sein Vorgehen u.a. mit rassistischen Beleidigungen.
Die bisherige Verhandlung zeigte, dass der Angeklagte, der in den 1990er Jahren in der rechten Skinheadszene sozialisiert wurde, bis heute ein extrem rechtes Weltbild vertritt. In einer von ihm gegründeten Chatgruppe verbreitete er rassistische, antisemitische und offen NS-verherrlichende Inhalte wie Hakenkreuze und Hitler-Memes. Seit mindestens drei Jahren begegnete er den unter ihm wohnenden Betroffenen mit rassistischen Anfeindungen und Schikanen. In Emails an Vermieter*innen, gegenüber anderen Nachbar*innen und in seiner Chatgruppe kündigte er die Tat auf verschiedenste Weise an: Er wolle sich eine Waffe besorgen, man müsse die wegschießen. Nach der Tat äußerte M. gegenüber der Polizei, wenn er aus der Haft entlassen werde, wiederhole er die Tat und werde zum Massenmörder.
Am gestrigen 4. Verhandlungstag erläuterte der medizinische Sachverständige: Ankündigungen von Taten im sozialen Umfeld sind ein bekanntes Phänomen von Amokläufen. Wenn es keinen Widerspruch gibt, das Gedankengut möglicherweise noch geteilt werde, begünstige dies eine Tatausführung.
„Wie im Prozess deutlich wurde, waren die rassistischen Tötungsabsichten des Angeklagten in seiner Chatgruppe, seiner Kneipe und Nachbarschaft bekannt. Dennoch widersprach oder reagierte niemand“, fasst Kim Uhrig für das Hamburger Bündnis gegen Rechts zusammen. „Wir sind entsetzt, wie normalisiert der mörderische Rassismus in der Niendorfer Nachbarschaft ist“, kommentiert Uhrig.
Wir wollen zeigen, dass wir diese Normalisierung nicht hinnehmen und fest an der Seite von Betroffenen rechter Gewalt stehen. Wir rufen alle dazu auf an der Urteilsverkündung teilzunehmen, um deutlich zu machen, dass wir gemeinsam gegen Rassismus stehen.
Donnerstag, 14.12.2023 - 9:15 Uhr
Ort: Landgericht Hamburg, Sievekingplatz 3, Sitzungssaal 237
Weitere Informationen unter: #TatortNiendorf #NiendorfProzess