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Pressemitteilungen

Das verbotene Compact-Magazin und die Hamburger rechte Szene

Am 16 Juli verbot das Bundesinnenministerium das Trägerunternehmen Compact-Magazin GmbH seit dem ist die Produktion und Verbreitung der neofaschistischen Zeitschrift verboten ebenso sein You-Tube-Kanal und sonstige social-media-Auftritte. Seit seinem Start 2013 verbreitete Compact Verschwörungsmythen, häufig antisemitisch konnotiert, und nach wenigen Jahren entwickelte es sich zum wichtigsten  Boulevard-Magazin der Extremen Rechten. Es verbreitete antiamerikanische, antiliberale, demokratiefeindliche und antimuslismischen Inhalte verpackt in eine polemische, oftmals diffamierende und volksverhetzende Sprache. Schon seit 2020 hatte es das Bundesamt für Verfassungsschutz als Verdachtsfall ab 2021 dann als gesichert rechtsextrem eingestuft. Das Compact-Magazin (40.000 Auflage) und seine virtuellen Auftritte waren nicht nur ein Publikationsorgan, sondern die Redaktion unterhielt auch ein weitverzweigtes Netzwerk. Dementsprechend richtet sich aktuelle Verbot nicht gegen Compact als Pressorgan, sondern gegen Compact als politischen Akteur. So heißt es in der Verbotsbegründung, dass es als „politischer Agitator mit verfassungsfeindlicher Grundhaltung“ auftritt und „taktische Bündnisse“ eingeht, um die im Magazin propagierte Agenda zu verfolgen. Durch die Verbotsverfügung kam auch ans Tageslicht, dass verschiedene Mitarbeiter und Autoren von Compact unter Pseudonym schrieben.
Der Hausgeber Jürgen Elsässer pflegte vielfältige Verbindungen, u.a. zur AfD, für die er ursprünglich eine Kampagne namens „Blaue Welle“ für die Wahlkämpfe im Osten dieses Jahr geplant hatte. Aber nicht nur. Der Experte Andreas Speit kam vor wenigen Tagen unter der Überschrift „Gegen ein ganzes Netzwerk“ zu folgender Einschätzung: „Die stabile Auflagenhöhe, die starke Internetpräsenz und die gut besuchten Veranstaltungen brachten dem Magazin politischen Einfluss und ökonomische Gewinne. Das Magazin wurde zur Radikalisierungsmaschine für viele. Compact gelang es, sich AfD-strömungs- aber auch als spektrumsübergreifend zu etablieren.“

Hamburg - Compact – Germania – AfD

In Hamburg fand Compact sicherlich nicht die Verbreitung und Vernetzung, wie in manch anderen Bundesländern, trotzdem lassen sich auch hier Verbindungen nachweisen. Der Compact-Autor Jan von Flocken wurde z.B. im Juni 2018 eingeladen in dem Haus der Burschenschaft Germania einen Vortrag zum Thema „Deutsche Helden von Arminius bis Bismarck“ halten. Flocken hatte 2017 das Compact-Sonderheft Nr. 1 „1000 Jahre Deutsches Reich“ verfasst. 1000-jähriges Reich passt gut zur politischen Ausrichtung der Germania. Ein weiterer Compact-Autor bzw. ein Referent bei einer Compact-Konferenzen, die bei der Germania eingeladen waren, waren Andreas Kalbitz der aus der AfD ausgeschlossen wurde, weil es zu rechts war und der neofaschistische Vordenker Benedikt Kaiser. Kaiser wurde im Januar 2017 für „Die Europa-Idee von rechts“ eingeladen, Kalbitz für einen „Reichsgründungskommers im gleichen Jahr.
Schon 2014 referierte ein weiterer wichtiger Compact-Publizist im Germanen-Haus. Akif Pirinçci trug aus seinem Buch „Die große Verschwulung“ vor.  Kurz zuvor war er wegen einer umstrittenen Rede bei PEGIDA in Dresden bundesweit in die Schlagzeilen geraten. Im Germanenhaus posierte der inzwischen mehrfach verurteilte Pirinçci mit der ehemaligen Mitbegründerin der Hamburger AfD, Tatjana Festerling. Die Veranstaltung war mit 85 Personen gut und nicht nur burschenschaftlich, sondern spektrenübergreifend besucht. Die Germania schrieb begeistert: „So waren viele junge Leute der Identitären Bewegung zu Gast (Keilpotenzial!) … Wir bekamen durchweg positive Resonanz und konnten 10 Personen neu in unseren Gästeverteiler für das Semesterprogramm aufnehmen.“ Beziehungen zwischen den Identitären, der Germania, und der AfD waren auch nach 2014 eng.
2023 trat die damals noch für die Hamburger AfD-Fraktion in der Bürgerschaft sitzende Olga Petersen bei dem Compact-Kongress COMPACT-Konferenz “Frieden mit Russland“ auf. Putin Freundin Petersen teilte sich das Podium mit Martin Sellner (Kopf der Identitären, Petr Bystron ( außenpolitischer Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion) und Wladimir Sergijenko
(Schriftsteller, ehem Vorsitzender des russischen PEN). Einen weiteren Auftritt hatte Petersen dann im April dieses Jahres beim Compact-Volksfest in Sonneberg.

Compact-Redakteur feiert bei ehemaliger Edelfeder vom Spiegel

Dass die Grenzen zwischen den verschiedenen Schattierungen von Rechts fließend sind, demonstrierte der ehemalige Leiter des Kulturressort des Spiegels, Matthias Matussek mit einer Party zu seinem 65. Geburtstag in Hamburg. Neben diversen, teilweise gut etablierten, Medienleuten, kam auch der wegen eines Gewaltdeliktes vorbestrafte Neonazi Mario Müller zur Feier. 
Er arbeitete seit mindestens März 2019 als Redakteur von Compact. Matussek hatte sich zu diesem Zeitpunkt schon weit nach rechts bewegt, demonstrierte 2019 mit AfDlern und Neonazis für „Merkel muss weg“ in Hamburg und publizierte für rechte Medien wie Tichys Einblick oder den AfD-nahen Deutschland-Kurier, inzwischen auch für das rechtsextremistische Hetz-Portal PI-News.

Hamburger Bündnis gegen Rechts