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Pressemitteilungen

Spektren übergreifendes Treffen von Alten Herren bei Burschenschaft Germania

Pressemitteilung des Hamburger Bündnis gegen Rechts (HbgR)

Am Samstag den 29. März soll die Jahreshauptversammlung der „Vereinigung Alter Burschenschafter Hamburg“ (VAB-HH) in den Räumen der neofaschistischen „Hamburger Burschenschaft Germania“ (HBG) stattfinden. Dies ist nicht nur ein Treffen von Alten Herren (AH) aus den Hamburger Burschenschaften, wie der HBG, der Burschenschaft Germania Königsberg zu Hamburg und der Burschenschaft Hansea, sondern auch anderer AH aus Burschenschaften des völkischen Dachverbandes Deutsche Burschenschaft (DB), die in Hamburg und Umgebung arbeiten und leben. Politisch gesehen sind in der VAB-HH Rechtsextremisten aus der HBG, Funktionäre der AfD und ehemalige Neonazis, aber auch AH aus dem konservativen Establishment, wie z.B. der CDU vernetzt.

Wer ist die VAB-HH?

Die VAB-HH ist älter als die Hamburger Universität bzw. als deren Vorläufer Hamburger Kolonialinstitut, denn bei Gründung dieser lebten schon viele AH aus anderen Universitätsstädten in Hamburg. Sie hatten bei der Gründung nichts eiligeres zu tun, als die erste neue Burschenschaft in Hamburg 1919 zu gründen: Die berüchtigte Hamburger Burschenschaft Germania. Insofern ist es nur traditionsbewusst sich jetzt wieder in deren Haus zu treffen. Die HBG war damals schon antidemokratisch, republikfeindlich und antisemitisch ausgerichtet und gehörte in Hamburg zu den Wegbereitern des Nationalsozialismus.
Wenn AH aus anderen Universitätsstädten ihr Studium abgeschlossen haben und in andere Städte ziehen, dann suchen sie häufig am neuen Wohnort die jeweilige VAB auf um sich dort zu engagieren. Bei der VAB-HH heißt dieses nicht nur „Reichsgründungskommerse“ zu feiern, wie z.B. 2019, sondern auch immer politisches Engagement, denn der Dachverband DB versteht sich als explizit politisch.

Die VAB-HH war in den letzten 20 Jahren ziemlich braun

Nachdem das burschenschaftliche Leben der AH in Hamburg Anfang der 2000er etwas eingeschlafen war, warb die VAB-HH unter dem Namen „VAB Alster“ 2008 mit einer neuen Webpräsenz in deren Impressum die Sierichstr. 23, die damalige Adresse der Germania, angegeben war.
Maßgebliche Triebkraft war neben den Sierich-Germanen der AH Norbert Weidner (Burschenschaft Raczeks Köln), ein Ex-Neonazi, der Anfang der 1990er Jahre Funktionär der inzwischen verbotenen FAP und Mitglied der Wiking-Jugend und war. Laut eigenem Bekunden brach er nie vollständig mit seiner rechten Vergangenheit. Gegenüber der taz erklärte er 1995: „Ich steige nicht aus, ich ziehe mich zurück... Ich will raus, ohne jemand zu verraten oder mich politisch zu prostituieren“ https://taz.de/!1509021/
Dann machte er machte bei der DB Karriere, waren zeitweise Schriftleiter deren Zeitung und wurde abgesetzt, als er rechtskräftig wegen der Verunglimpfung des NS-Widerstandskämpfers Dietrich Bonnhöfer verurteilt wurde. Der Hamburger Verfassungsschutz erwähnte Weidner namentlich in seinem Bericht über das Jahr 2014, u.a. weil er „enge Kontakte“ zur Germania pflegt. Aktuell ist Weidner Kassenwart des bundesweiten Verbandes aller Vereinigungen Alter Burschenschafter.(VVAB)
Ein weiterer ehemaliger Neonazi der VAB-HH Christof P. war 2022 in deren Vorstand und ist AH der Germania. Er war 2002 Landesvorsitzender-Nord der „Jungen Landsmannschaft Ostpreußen“, damals eine rechtsextremistische Tarnorganisation der NPD die in Dresden jährlich große Nazi-Aufmärsche veranstaltete, heute ist er erfolgreicher Head of Business eines großen Konzerns.
https://www.bpb.de/themen/rechtsextremismus/dossier-rechtsextremismus/500789/junge-landsmannschaft-ostdeutschland-jlo/
Olaf Haselhorst schließlich ist ein Geschichtsrevisionist und war Chefredakteur der offiziell rechtsextremistischen Zeitschrift „Der Schlesier“. Haselhorst monierte in einer Rezension „das Dogma der qualitativen Einzigartigkeit von Auschwitz“. Er taucht nicht nur in der VAB-HH auf, sondern war auch 2016 stellvertretender Vorsitzender der HBG. Sein HBG-Kamerad Heiko P. war früher für die extrem rechten Republikaner aktiv.
https://zuerst.de/2015/12/17/wir-schaffen-das-schon-irgendwie-mentalitaet-der-politiker-geht-an-realitaet-vorbei/
https://sezession.de/hefte/sez019.pdf

Die AfD-Connections …

Neben dem ehemaligen Schillpartei-Abgeordneten Christian Brandes (HBG), tauchen gleich drei Bundestagsabgeordnete der AfD in den Unterlagen der VAB-HH auf. Jörg Schneider (HBG, wohnhaft in Köln) ist in der jetzt endenden Legislaturperiode im Bundestag und wird jetzt durch Alexis Giersch (ebenfalls HBG, wohnhaft in Plön) und Alexander Wolf (Münchner Burschenschaft Danubia) ersetzt.
Der umtriebige Alexander Wolf warb nicht nur 2015 in der VAB-HH für seine Wahl in die Bürgerschaft, sondern uns liegt auch ein Foto von 2008 vor, dass ihn im Kreise der VAB-HH zusammen mit Norbert Weidner zeigt. Und auch VAB-HH Vorstandsmitglied Christian Dabelstein (Braunschweiger Burschenschaft Thuringia) kandidierte 2023 für die AfD in Reinfeld, Schleswig-Holstein.
https://www.kreis-stormarn.de/files/aktuelles/bekanntmachungen/2023/KW2023ZugelasseneWahlvorschlaege.pdf

… und das Establishment

Einige der (zugezogenen) Burschenschafter der VAB-HH sind allerdings auch in anderen Parteien, hauptsächlich der CDU, aktiv (gewesen). Norbert Weidner war bis 2012 FDP-Mitglied, ein Claudius F. ( Burschenschaft Teutonia Kiel) ist es bis heute in dem CDU-Ortsverband aktiv, in dem auch der ehemalige Hamburger AfD-Chef Jörn Kruse untergekommen ist. Burschenschaftliche Vereinigungen wie die VAB-HH dienen jedoch nicht nur dem spektrenübergreifenden politischen Austausch , sondern bieten auch geschäftliche Kontakte. So z.B. für Jens K., Hamburger Burschenschaft Germania zu Königsberg (HBGK) der mit Alexander Wolf gemeinsam eine Investment-Firma hatte. https://www.investmentcheck.de/hamburger-afd-vize-gibt-keine-auskunft/

Aber auch für Hamburger Ämter arbeiteten AH der VAB-HH. Götz N. fiel 2007 auf, weil er stellvertretender Vorsteher des Finanzamtes in HH-Nord war und gleichzeitig Funktionär für die HBG. https://www.linksfraktion-hamburg.de/burschenschaft-germania-die-linke-ruft-zur-protestkundgebung-gegen-neonazistische-studentenverbindung-auf/
Im Bezirksamt Bergdorf saß hingegen bis vor einigen Jahren ein Abteilungsleiter, der das Burschenband der Leobener Burschenschaft Cruxia trägt, zuvor arbeitete er für die Wirtschaftsbehörde. Mit seiner Mailadresse ist er bei der VAB-HH aktiv und lud zusammen mit Weidner bis 2012 zu den Treffen ein. 2022 war der Computer-Experte darüberhinaus „Netzwart“ des Dachverbandes Deutsche Burschenschaft. Nicht weiter erwähnt werden sollen hier die Alten Herren der VAB aus Hamburg, die als Unternehmer, Rechtsanwälte, Ärzte, Finanz- und Unternehmensberater oder Immobilien-Händler tätig sind.

Felix Krebs vom HBgR: “Die Vereinigung Alter Burschenschafter in Hamburg ist ein gutes Beispiel dafür, wie ein Spektrum von Extrem Rechten aber auch konservativen Burschenschaftern im Verborgenen kooperiert, wo öffentlich auf Distanz gegangen wird. Es ist kein Wunder, dass aus den Reihen der VAB-HH gleich drei Bundestagsabgeordnete der AfD kamen bzw. kommen.“

Am Montag den 24. März um 18:30 Uhr findet eine Informationsveranstaltung zur HBG in den Räumen des Kulturschloss Wandsbek von der Initiative Marienthal bleibt bunt statt.