Hamburger Abendblatt, Edgar S. Hasse
Hamburg. Mit zitternder Stimme berichtet eine ehemalige Schwesternschülerin, wie sie zur Handlangerin der Nazi-Ärzte wurde. Sie arbeitete in einer der beiden "Kinderfachabteilungen" in Hamburg, wo Mediziner geistig und körperlich behinderte Kinder systematisch töteten. "Sechs Mongölchen", erinnert sich die heute 90-jährige Hamburgerin, musste sie zu den Ärzten tragen – ohne zu wissen, was mit den Kindern gleich passieren würde: Sie erhielten eine Überdosis des Schlafmittels Luminal, an der sie zum Teil qualvoll nach drei Tagen starben.
Mehr als 80 Kinder wurden während der NS-Zeit im Kinderkrankenhaus Rothenburgsort sowie in Langenhorn ermordet. Die meisten von ihnen waren jünger als drei Jahre. Am Anfang der sogenannten Kinder-Euthanasie, der insgesamt rund 10.000 Mädchen und Jungen im Alter von bis zu 16 Jahren zum Opfer fielen, stand der Runderlass vom 18. August 1939 über die Meldepflicht von geistig und körperlichen behinderten Menschen. Und am Ende die grausame, massenhafte Vernichtung angeblich lebensunwerten Lebens.
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