zeit.de-hamburg, Anke Schwarzer
Wegen Anwohnerprotesten wird nicht der Tatort, sondern eine andere Straße dem Hamburger NSU-Opfer gewidmet. Seine Familie fordert derweil einen Untersuchungsausschuss.
Wen soll sie bloß einladen? Am Donnerstag wird der nördliche Teil der Kohlentwiete nach ihrem ermordeten Sohn Süleyman umbenannt, und Hatice Taşköprü fragt sich, wer mit ihr zu der Einweihung geht. Sie habe viele Freunde verloren, erzählt sie. Bekannte der Familie seien immer wieder von der Polizei befragt worden, hätten Angst gehabt und sich schließlich abgewandt. Der Mord an ihrem Sohn vor fast genau 13 Jahren, die demütigenden Verdächtigungen der Polizei, das zähe Ringen um Aufklärung, Entschädigung, Entschuldigung: Bei Familie Taşköprü sitzen die Wunden tief. Die Ereignisse belasten sie bis heute – emotional, gesundheitlich und finanziell.
Bei den Taşköprüs zu Besuch war aber bislang nur der türkische Außenminister. Er hatte der Familie 2011 sein Beileid ausgesprochen. Zur feierlichen Straßenumbenennung sind jetzt eine Reihe hoher Politiker geladen. "Die Tasköprüstraße ist eine Mahnung und Aufforderung, Verantwortung wahrzunehmen und für ein respektvolles und friedliches Zusammenleben einzutreten", sagt Hamburgs Kultursenatorin Barbara Kisseler. Sie, die Migrationsbeauftragte der Bundesregierung Aydan Özoguz, der türkische Generalkonsul Mehmet Fatih Ak und andere Politiker enthüllen am Donnerstag in der Kohlentwiete das neue Straßenschild.
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