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taz-nord, Peter Müller

Anfang Juni wollen "freie Kameraden" um den Neonazi Thomas Wulff durch Pinneberg marschieren. Ein breites Bündnis kündigt an, den Umzug zu verhindern – notfalls sollen auch die Busse streiken. Die Botschaft des Bündnisses "Ohne uns – kein Neonaziaufmarsch in Pinneberg" ist denkbar eindeutig: "Wir erwarten vom Landrat und dem Kieler Innenministerium, dass der Neonaziaufmarsch verboten wird", sagt der Sprecher des Bündnisses, Uwe Zabel, ansonsten Chef des IG-Metall-Bezirks Unterelbe. Der Pinneberger Propst Thomas Drope flankiert: "Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen."

Für den 6. Juni hat der Hamburger Neonazikader Thomas Wulff in der Kreisstadt bei Hamburg einen Marsch so genannter freier Kameradschaften angemeldet. Die militanten Neonazis wollen vom Bahnhof aus durch die Pinneberger Innenstadt am Haus der jüdischen Gemeinde vorbei sowie durch ein vornehmlich von Migranten bewohntes Quartier ziehen.

Die jüdische Gemeinde – deren Gemeindehaus vor einem Jahr Ziel eines Anschlages wurde – hat eine Gegendemonstration angemeldet. Und zwar für den Fall, dass ein gefordertes Verbot für den Nazimarsch nicht ergehen sollte. "Wir werden uns mit friedlichen Mitteln in den Weg stellen", sagt auch der örtliche DGB-Chef Carsten Wessels. Zum Protest gegen Wulffs Kameraden ruft mittlerweile ein breites Bündnis von Gewerkschaften, Parteien, Initiativen und mehreren Gemeinden verschiedener Religionen auf. "Wir setzen uns nicht nur für Migranten ein, die von Neonazis angegriffen werden", sagt Propst Drope, "wir müssen uns vor sie stellen".

Dem Betriebsratschef eines Autozulieferbetriebs im benachbarten Elmshorn, Klaus-Dieter Brüggemann, ist es wichtig, dass die Nazis durch Straßen marschieren wollen, wo viele seiner ausländischen Kollegen wohnen. "Man muss sich solchen Leuten in den Weg stellen", sagt Brüggemann – "das verstehen wir unter zivilem Ungehorsam".

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