Peter Müller, taz-nord
NAZI-TOURISMUS Im Sonderbus transportiert ein Hamburger Verkehrsbetrieb Neonazis von Infostand zu Infostand – angeblich zum Schutz der sonstigen Fahrgäste. Eine Aufforderung der Polizei fehlt
Die Hamburger Hochbahn (HHA) hat dem NPD-Landesverband einen Sonderbus zur Verfügung gestellt, um Neonazis von Infostand zu Infostand zu transportieren. Das besagt die jetzt veröffentlichte Antwort des Hamburger Senats auf eine Anfrage der dortigen Linksfraktion. HHA-Sprecher Christoph Kreienbaum sagt: "Das geschah zum Schutz unserer Fahrgäste." Eine entsprechende Order der Polizei erging – anders als zu früheren Anlässen – offenbar nicht.
15. August, Fuhlsbüttler Straße in Hamburg-Barmbek: Rund 20 Neonazis haben sich an diesem Vormittag um einen Infotisch postiert und verteilen NPD-Materialien. Es kommt zu Rangeleien zwischen Protestierenden und der Polizei, zwei Frauen werden von Neonazis angegriffen und verletzt. Gegen Mittag setzt die Polizei dem Treiben ein Ende: Sie räumt eine Bushaltestelle, damit die Rechtsextremisten ungehindert wegfahren können. Der Fahrer eines Linienbusses weigert sich, die Neonazis zu transportieren. Erst der nächste Bus nimmt sie mit – allerdings auch nur ein kurzes Stück. Während die Polizei in ähnlichen Fällen mehrfach Busse sozusagen beschlagnahmte, stellt die HHA diesmal von sich aus kurzfristig einen Sonderbus bereit.



