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Mopo, Olaf Wunder

Die Leidensgeschichte des Hamburgers Ludwig L. Bermann. An das Schicksal des Familienvaters erinnert nur ein alter Koffer.

Der einzige Weg raus aus Auschwitz führt durch den Schornstein des Krematoriums. Ein makabrer Scherz, der damals unter Insassen kursierte. An diesem Mittwoch vor 65 Jahren befreiten sowjetische Soldaten diesen Ort, der die Hölle auf Erden war. Ludwig Louis Bermann aus Hamburg gehört zu den 1,1 Millionen Todesopfern. Von ihm ist nur ein Koffer übrig geblieben. Nicht einmal ein Foto gibt es. Die MOPO zeichnet die Lebensgeschichte dieses Mannes nach.

30. Oktober 1944. Es ist dunkel, als der Zug quietschend hält. Schäferhunde bellen. Schreie von SS-Männern gellen durch die Nacht. Von überall sind Suchscheinwerfer auf die entkräfteten Menschen gerichtet, die unter Prügel die Viehwaggons verlassen. Ludwig Louis Bermann, 58 Jahre alt, stolpert ins Freie. Er hält sich an seinem Koffer fest, kann kaum noch sehen. Schließlich wird der fast blinde Mann von einem SS-Arzt gemustert. Von dessen Entscheidung hängt alles ab. Tot sofort. Oder später.

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