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Auseinandersetzung um die Aufführung der Oper "Palestrina" des antisemitischen Komponisten Hans Pfitzner an der Hamburgischen Staatsoper, Ende Mai 2011

 

 


Die Hamburgische Staatsoper führt ab Ende Mai 2011 die Oper „Palestrina“ von dem antisemitischen Komponisten Hans Pfitzner auf, ohne sich von der Person Pfitzners ausdrücklich zu distanzieren und ohne auf die antisemitischen Äußerungen Pfitzners eindeutig Stellung zu nehmen.

Hans Pfitzner, befreundet mit dem Polen- und Judenschlächter Hans Frank, schrieb noch Mitte 1945 nach Bekanntwerden der Naziverbrechen folgende Ungeheuerlichkeit:

„Das Weltjudentum ist ein Problem und zwar ein Rassenproblem, aber nicht nur ein solches, und es wird noch einmal aufgegriffen werden, wobei man sich Hitlers erinnern wird und ihn anders sehen, als jetzt, wo man dem gescheiterten Belsazar den bekannten Eselstritt versetzt. Es war sein angeborenes Proletentum, welches ihn gegenüber dem schwierigsten aller Menschenprobleme den Standpunkt des Kammerjägers einnehmen liess, der zum Vertilgen einer bestimmten Insektensorte angefordert wird. Also nicht das ‚Warum‘ ist ihm vorzuwerfen, nicht, ‚dass er es getan‘, sondern nur das ‚wie‘ er die Aufgabe angefasst hat, die berserkerhafte Plumpheit, die ihn dann auch, im Verlauf der Ereignisse, zu den Grausamkeiten, die ihm vorgeworfen werden, führen musste.“

Das Hamburger Bündnis gegen Rechts hat sich daher im Vorfelde der Aufführungen schriftlich an die Intendantin der Hamburgischen Staatsoper, Frau Simone Young und die Dramaturgin Frau Kerstin Schüssler-Bach gewandt und sie aufgefordert, zu den antisemitischen Äußerungen Pfitzners Stellung zu nehmen und eine kritische Kommentierung vor jeder Vorstellung durchzuführen.

Es fand ein mehrfacher Schriftwechsel statt, der u.a. dazu führte, dass Prof. Udo Bermbach zwei Monate vor den Aufführungen von der Hamburgischen Staatsoper angesprochen wurde und zu Pfitzner recherchierte. Seine Ergebnisse fanden als Beitrag in dem Programmheft der Staatsoper Einklang.

Bei der Premiere klärten wir die Operngängerinnen und Opergänger mit einem Flugblatt über Hans Pfitzner auf. Wir erhielten Zuspruch und eine gute Resonanz, ein Operngänger war sogar so empört und meinte, er wäre nicht in diese Oper gegangen, wenn er das mit Pfitzner gewusst hätte. Allerdings gab es auch Stimmen, die meinten, dass man das Werk und den Künstler trennen müsste. Ebenfalls gab es einen Zusammenstoß mit einem Opernfan, der behauptete, dass das widerliche, den Holocaust rechtfertigende "Kammerjäger-Zitat" 1945 eine Fälschung sei.

Am 6. Juni fand von der Staatsoper organisiert, eine Podiumsdiskussion
"Hans Pfitzner im Netz der Politik" statt. Es diskutierten Sabine Busch-Frank (Autorin einer Studie über Pfitzner als Zeitgenosse des NS-Regimes), mit dem Politologen Prof. Udo Bermbach und der Leitenden Dramaturgin Kerstin Schüssler-Bach. Das Hamburger Bündnis gegen Rechts nahm an der Veranstaltung teil und wurde von der Moderatorin öffentlich begrüßt. In der Veranstaltung gab die Autorin Sabine Busch-Frank, jetzt Dramaturgin in Süddeutschland zu, dass sie eigentlich nur auf Pfitzners Aktivitäten in der Nazizeit spezialisiert sei. Daher war Prof. Bermbach eine unbedingt nötige Ergänzung.

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