Daniel Kummetz, taz-nord
In Hamburg hat ein pazifistisches Bündnis ein Kriegerdenkmal mit Folien verhüllt. Es fordert einen Gedenkort für Deserteure im Zweiten Weltkrieg. Doch nicht alle finden das gut: Die Folien wurden schon zwei Mal heruntergerissen.
Der alte Herr liest das Schild und blickt auf den Muschelkalk-Quader, dessen obere Hälfte mit schwarzer Folie verhüllt ist. Er spricht die zwei Männer an, die neben dem Denkmal stehen. "Krieg findet immer statt", sagt er zu ihnen. Das sei unvermeidbar. Sie versuchen ihm zu antworten. Doch er geht nicht darauf ein. Seit fast 80 Jahren stehe nun das Denkmal hier, sagt er. "Hört auf mit dem Scheiß." Noch einige Sätze dieser Art sagt er, dann verschwindet er.
Die beiden Männer sind René Senenko und Detlef Mielke, sie stehen vor dem 76er-Kriegerdenkmal auf dem Hamburger Stephansplatz, häufig Kriegsklotz genannt. Unverhüllt soll der hohle Quader vor ihnen die verstorbenen Soldaten des 76. Infanterie-Regiments ehren – für den Einsatz im Ersten Weltkrieg. Der Bildhauer Richard Kuöhl hat das Werk 1936 gefertigt.
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