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Ein außerst amüsanter Artikel über eine Begegnung mit dem Hamburger Landesvorsitzenden der NPD und Möchtegern-Arier-Züchter Jürgen R.

© DIE ZEIT, 08.05.2008 Nr. 20
Der jüdische Journalist Tuvia Tenenbom erlebt den braunen 1. Mai 2008 in Hamburg und plaudert eine Stunde lang mit dem NPD-Landesvorsitzenden

Ein neuer Gott ist da, sein Name ist »Journalist«. Ein Gott der Moderne, könnte man sagen. Jeder Prominente will mit ihm sprechen, und auch die einfachen Leute wollen es. Ich komme gerade aus Port al-Kantaoui in Tunesien zurück. Die Angestellten des Hotels dort waren sehr herzlich, sie behandelten mich wie einen echten Gott. Einer von ihnen, ein Supergläubiger, fragte, ob ich ein wenig Zeit für ihn hätte. Er bat mich in perfektem Deutsch, »meine Brüder in Palästina« nicht zu vergessen, und drängte mich, in den Gaza-Streifen zu fahren und »zu erläutern, was die Juden so machen«. Wenn ich das täte, so verhieß er mir, würde die Gerechtigkeit obsiegen und »jeder, wo immer er sich befindet, wird ein Gewehr in die Hand nehmen und jeden Juden töten, der ihm unter die Augen kommt«. Zwei ältere Touristen saßen neben uns, beide aus Deutschland, und sie nickten zu den Worten des jungen Tunesiers. »Klar«, sagten sie, »klar.«

Ich war allein und versuchte, diesen überwältigenden Hass auf die Juden zu entschlüsseln, einen Hass, der mir immer wieder an den unterschiedlichsten Orten entgegenschlägt. Ich bin einer von jenen, von denen Sie vielleicht schon mal gehört haben. Ein Jude, ein Jude mit Gepäck. Sie kennen die Litanei: Ein Großteil meiner Familie wurde im Zweiten Weltkrieg ermordet. Meine Mutter, die das KZ überlebte, hatte eine von diesen bedeutungslosen Nummern auf dem Arm, die sie gern zeigte. Sie hatte Glück: Die meisten ihrer Geschwister wurden in einen Fluss geworfen, und dann schossen sie ihnen ins Gesicht. weiter lesen: