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Uwe Bahnsen, Welt am Sonntag

Zwischen 1940 und 1945 wurden vom Hannoverschen Bahnhof am Hafen mehr als 7000 Menschen deportiert.
Erst kamen Einschreibbriefe. Dann kam der Terror, und schließlich der Mord. Mitte Oktober 1941 erhielten rund 1400 in Hamburg ausharrende Juden Post von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo). Darin hieß es: "Ihre Evakuierung nach Litzmannstadt ist angeordnet. Ihr Vermögen wird mit sofortiger Wirkung beschlagnahmt, jede Verfügung über Ihr Vermögen wird bestraft." Es folgten genaue Anweisungen über das erlaubte Reisegepäck ins heutige Lodz, insgesamt 50 Kilogramm für Wäsche, Kleidung und Decken, dazu ein Mundvorrat für zwei Tage.
Jeder der so "erfassten" Juden hatte ein mitgesandtes Vermögensverzeichnis auszufüllen und mit dem vorhandenen Bargeld dort abzuliefern, wo sich die Empfänger der Einschreibbriefe am 24. Oktober 1941 einzufinden hatten – im Gebäude der Provinzialloge für Niedersachsen in der Moorweidenstraße. Die Wohnungsschlüssel waren vorher auf dem zuständigen Polizeirevier abzugeben. Einen Tag vorher, am 23. Oktober 1941, war ein striktes und rigoros durchgesetztes Auswanderungsverbot für Juden erlassen worden. Vor 1933 wohnten fast 20 000 Menschen jüdischen Glaubens in Hamburg, im Mai 1939 noch etwa die Hälfte. Nur rund 600 überlebten das Kriegsende. Mit insgesamt 17 Deportationstransporten nach Lodz und Minsk, nach Riga, Auschwitz und Theresienstadt wurden die Hamburger Juden vom NS-Regime in den Holocaust geschickt. Jeder dieser Transporte begann auf dem Hannoverschen Bahnhof in der heutigen Hafencity.
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