Hamburger Abendblatt, von Mascha Stanzel
Am Freitag (17.02) findet um 18 Uhr im Kulturhof Dulsberg ein Zeitzeugengespräch mit dem Wehrmachtdeserteur Ludwig Baumann statt. Das Auschwitz-Komitee und das Stadtteilbüro Dulsberg laden zu dieser Veranstaltung im Rahmen der Woche des Gedenkens des Bezirksamtes Hamburg-Nord ein.
Der 90-jährige Ludwig Baumann ist einer der wenigen noch lebenden Deserteure der deutschen Wehrmacht im zweiten Weltkrieg. Mit 19 Jahren wurde er in die Wehrmacht eingezogen. Im Juni 1942 desertierte er gemeinsam mit seinem Freund Kurt Oldenburg aus der deutschen Armee. Einen Tag später entdeckten sie die Grenzposten, die beiden bewaffneten Männer ließen sich widerstandlos festnehmen. Im Juni 1942 wurde Baumann wegen „Fahnenflucht im Felde“ zum Tode verurteilt. Er wurde jedoch, dank der Kontakte seines Vaters, zu zwölf Jahren Zuchthaus begnadigt. Davon erfuhr er erst viel später, täglich rechnete er mit seiner Exekution. Als Häftling im KZ Esterwegen und im Wehrmachtgefängnis Torgau wurde er gefoltert und erlebte die Hinrichtung von tausenden Deserteuren, auch die seines Freundes Oldenburg.