Am 29. Mai vor 39 Jahren starb Semra Ertan, zwei Tage nachdem sie sich aus Protest gegen Rassismus selbst angezündet hatte.
Semra Ertan war politisch aktiv. Sie demonstrierte unter anderem gegen die ‚Hamburger Liste für Ausländerstopp‘, die 1982 zur Bürgerschaftswahl antrat. Sie kämpfte gegen Rassismus, Sexismus und Ableismus. Unentgeltlich dolmetschte sie für ihre Landsleute bei Behörden und Ärzt*innen. Sie war 17, als sie intensiv zu schreiben begann. In über 350 Gedichten und Satiren schilderte sie ihr Leben und ihre Erfahrungen in Deutschland. Es geht um Leid, Wut, um Liebe, Hoffnung und Freund*innenschaft, gesellschaftliche Gleichberechtigung, Mut zum Widerstand und ein menschliches Mit- und Füreinander.
"Sich den Kämpfenden anschließen…
Einmal nicht an Ruhe denken,
Weiterkämpfen…
Besiegt werden wir nicht fallen.
Immer mit gleicher Kraft,
Freiheit, Gemeinschaft,
All das ist nah.
Die Idee, der Konflikt ist unser.
Lasst uns vereinen, gemeinsam sein,
Wir erheben
Unsere Herzen.
Wie die tosenden Wellen, die auf die Küste treffen,
Widerstehen wir
Denen, die uns nicht wollen,
Die Bestechlichen.
Was ist dabei? Wenn wir noch einmal
Um der Heimat willen sterben…
Der Menschen."
Semra Ertan. Kiel, den 28. Januar 1977