siehe auch: Junge Welt (1.7.08) Protest nach Anschlag auf Synagoge, hier weiterlesen
TyPi (Indymedia-Antifa)
Am Samstag den 28.06.08 haben an die 300 Menschen in Pinneberg an einer antifaschistischen Demonstration unter dem Motto „Kampf gegen jeden Antisemitismus – Solidarität mit der jüdischen Gemeinde Pinneberg“ teilgenommen. Der Anlass für diese Demonstration war der am 16.06.08 verübte feige und antisemitisch motivierte Anschlag auf das jüdische Gemeindezentrum in Pinneberg.
Die Demonstration wurde angemeldet vom Deutsch-Israelischen-Jugendforum und organisiert von der Antifa Pinneberg in enger Zusammenarbeit mit dem Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Pinneberg, Wolfgang Seibert. Durch die gute Zusammenarbeit zwischen linken AntifaschistInnen und der jüdischen Gemeinde Pinneberg konnte auch erreicht werde, dass ein relativ großer bürgerlicher Teil innerhalb der Demonstration vertreten war. Der Protestzug formierte sich dann um ca. 12:30 Uhr am Pinneberger Bahnhof und zog über die Bahnhofsstraße, Friedrich-Ebert-Straße und Bismarckstraße zum Drosteiplatz, auf dem eine Zwischenkundgebung stattfand. Während der ganzen Demonstration wurden die oftmals verblüfften Pinneberger Bürger mit Hilfe von Flugblättern über die Geschehnisse und die Zustände in ihrer Stadt informiert und aufgefordert sich an der Demonstration zu beteiligen.
Die Polizei war die ganze Zeit über mit massiven Kräften vor Ort. Insgesamt waren ca. 4 Hundertschaften, zweit BF-Einheiten und völlig übertriebenermaßen zwei Wasserwerfer in Pinneberg vertreten. Bis auf einige Durchsuchungen im Vorfeld der Demonstration blieb die Polizei jedoch friedlich und es kam auf beiden Seiten zu keinerlei Provokation. Bei allen Differenzen die man mit den Hütern dieser staatlichen Ordnung haben mag, muss man ihnen diesmal zumindest anrechnen, dass sie während der Zwischenkundgebung auf dem Drosteiplatz, den RednerInnen ihren Lautsprecherwagen zur Verfügung stellten. Durch die kurzfristige und spontane Organisation der Demonstration hätte den RednerInnen sonst lediglich ein Megaphon zur Verfügung gestanden. Dieser überraschende Vorgang mag aber auch nicht zuletzt mit dem durchaus noch „heiklen“ Thema und dem teilweise bürgerlichem Charakter der Demonstration zusammenhängen.
Zu einem kleinen Zwischenfall kam es jedoch, als bei der besagten Zwischenkundgebung der Redner der Antifa Pinneberg die Geschehnisse aus seiner Sicht beleuchten wollte. Als er es wagte in seiner Rede nur kurz die Frage zu formulieren, ob der Zeitpunkt dieses widerlichen antisemitischen Naziterrors vielleicht irgendwie im Zusammenhang mit dem durch die EM bedingten nationalen Wahn stehen könnte, da wurde es dann einigen bürgerlichen Demonstrationsteilnehmern offensichtlich zu viel mit der Kritik am deutschen Konstrukt und 2-3 dieser Herren versuchten mit Zwischenrufen zu stören. Die Situation konnte dann aber von dem Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Pinneberg, Wolfgang Seibert, beruhigt werden, der darauf hinwies, dass man doch nicht den selben Fehler wie 1933 begehen sollte und sich speziell im Kampf gegen Antisemitismus nicht an seinen politischen Differenzen aufreiben lassen sollte.
Nachdem die Herren ihre Störungen daraufhin einstellten, hatten dann noch weitere Redner die Gelegenheit ihre Sicht der Dinge zu schildern und der Jüdischen Gemeinde Pinneberg ihre Solidarität auszusprechen. Es sprachen neben Wolfgang Seibert noch eine Vertreterin des Deutsch-Israelischen-Jugendforums, eine Vertreterin der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes und ein lokaler Vertreter der Kirche.
Als dann auch diese Redebeiträge ohne weitere Störungen beendet waren, zog die Demonstration über die Moltkestraße und die Rockvillestraße weiter und endete dann schließlich um ca 13:45 Uhr wieder am Pinneberger Bahnhof.
Trotz einer kurzen Mobilisierungs- und Organisationszeit konnte durch diese Demonstration erreicht werden, dass viele Menschen aus den verschiedensten politischen Spektren in Pinneberg ein Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt haben.