taz, von Andreas Speit
Längst schuldig gesprochen ist Alfred L. – in Italien. Am 6. Juli 2011 verurteilte das Militärgericht in Verona den ehemaligen Angehörigen der Fallschirm-Panzer-Division "Herman Göring" zu zweimal lebenslanger Haft und Entschädigungszahlungen – in Abwesenheit. In Deutschland ist ein Verfahren gegen L., der unweit von Stade lebt, noch nicht geschlossen, sagt Andreas Brendel, Leiter der Zentralstelle für die Bearbeitung von NS-Massenverbrechen in Dortmund.
Die Dortmunder hatten dem italienischen Tribunal zugearbeitet. Nach 41 Verhandlungstagen sah das Militärgericht es als erwiesen an, dass der heute 87-Jährige L. 1944 beteiligt war an Massakern von "großer Grausamkeit" an rund 400 Zivilisten. "Er handelte als Befehlsempfänger in ständigem Rapport mit dem Kommandanten", heißt es in dem Urteil, "und hat effektiv dazu beigetragen, die Befehlskette einzuhalten".