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Die Weiße Rose Berlins

Torsten Harmsen, Berliner Zeitung

Es gibt in dieser Stadt Vorgänge, die sich ganz am Rande abspielen und dennoch von großer Bedeutung sind. Zum Beispiel wollen sich heute Nachmittag an einem Gedenkstein im Lustgarten einige Menschen treffen, um neun junger Frauen und Männer zu gedenken, die genau vor 67 Jahren in Berlin-Plötzensee vom NS-Regime ermordet wurden. Es ist verzeichnet: Die Hinrichtungen mit dem Fallbeil begannen um 18.30 Uhr. Die Verurteilten – 20 bis 23 Jahre alt – starben im Abstand von drei bis fünf Minuten.

Die Hingerichteten hatten einem Kreis von bis zu hundert, überwiegend jüdischen Jugendlichen angehört, die sich trafen, um frei zu diskutieren, verbotene Bücher zu lesen, mit Flugblättern ihren Unmut auszudrücken. Ihr Führungskern tat am 18. Mai 1942 etwas, das die Gruppe legendär, aber auch umstritten machte. Der jüdische Jungkommunist Herbert Baum und seine Freunde verübten an diesem Tag einen Brandanschlag auf die antikommunistische Ausstellung "Das Sowjetparadies" im Lustgarten. Diese Nazi-Hetzschau zeigte "Armut, Elend, Verkommenheit und Not" in der Sowjetunion und sollte den seit fast einem Jahr laufenden Krieg im Osten rechtfertigen.

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