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taz, von Christian Jacob (08.02.10)

Ein Rom hat versucht, sich in der Hamburger Abschiebehaft zu erhängen. Verhaftet wurde er am Todestag seines Vaters. Der verbrannte sich 2002 im Syker Rathaus – aus Angst vor Abschiebung

Ein 22-jähriger serbischer Rom hat am vergangenen Donnerstag versucht, sich in der Abschiebehaft der JVA Billwerder in Hamburg umzubringen. Aus Verzweiflung über seine drohende Abschiebung versuchte Miroslaw Redepovic sich mit Schnürsenkeln in seiner Zelle zu erhängen. Nach Angaben seines Anwalts Enno Jäger hatte er zuvor versucht, sich mit Rasierklingen Verletzungen zuzufügen.

Ein Sprecher der Hamburger Justizbehörde bestätigte, dass Redepovic gegen zwölf Uhr "noch atmend" aufgefunden worden sein. Er sei zunächst zur Beobachtung in einen besonderen Haftraum gebracht worden. Am nächsten Tag wurde er in die psychiatrische Abteilung des Klinikums Ochsenzoll überstellt. Dort wird er seitdem medikamentös behandelt.

 

Der Vorfall ist besonders tragisch, weil Miroslaws Vater Milos Redepovic sich 2002 – ebenfalls aus Angst vor einer drohenden Abschiebung – verbrannt hatte. Der damals 34-jährige Rom hatte sich im Foyer des Rathauses der niedersächsischen Stadt Syke bei Bremen mit Benzin übergossen und angezündet. Er starb einen Tag später, am 16. November, an seinen Verbrennungen. Der Asylantrag der Familie, die 1995 nach Deutschland kam, war abgelehnt worden. Redepovic hinterließ seine Frau Ljalje und fünf minderjährige Kinder – das älteste ist der damals 14-jährige Miroslaw.
 

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