PM Eine Welt Netzwerk
Eine Welt Netzwerk Hamburg kritisiert kriegsverherrlichenden
Straßennamen
Es geht um die Straßenbezeichnungen in der neuen Wohnsiedlung Jenfelder
Au auf dem Gelände der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne: Der
Bezirksversammlung Wandsbek liegt eine Empfehlung der
„Arbeitsgemeinschaft Verkehr und Wohnen“ der Jenfelder
Stadtteilkonferenz vor. Sie soll sich auf einer ihrer nächsten Sitzungen
dafür aussprechen, eine Straße „Askariweg“ zu nennen.
Das Eine Welt Netzwerk Hamburg findet diese Überlegungen
geschichtsvergessen und kriegsverherrlichend. Askari bedeutet Soldat.
Mit der Bezeichnung sind afrikanische Söldner gemeint, die in den
Kolonialtruppen europäischer Staaten kämpften – auch in der kaiserlichen
Schutztruppe der Deutschen. Sie halfen dabei, Gebiete zu erobern und die
Kolonialherrschaft zu sichern, etwa in der damaligen Kolonie
„Deutsch-Ostafrika“, dem heutigen Tansania.
„Diese Militär-Bezeichnung ist an sich schon unerträglich. Sie ist aber
insbesondere in der Umgebung der ehemaligen Lettow-Vorbeck-Kaserne
völlig fehl am Platze und gießt erneut Öl ins Feuer“, sagt Anneheide von
Biela, die Geschäftsführerin des Eine Welt Netzwerks Hamburg. Der Name
verweist auf die beiden 1938 aufgestellten Terrakotta-Reliefs des
Bildhauers und Schutztruppen-Soldaten Walter von Ruckteschell. Sie
zeigen afrikanische Träger und Askaris, die hinter einem weißen Offizier
marschieren. Einst umrahmten sie den Eingang der 1935 in Betrieb
genommenen Kaserne, 2003 wurde das restaurierte
„Deutsch-Ostafrika-Ehrenmal“ aus der NS-Zeit – trotz großer Proteste –
wieder aufgestellt.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Mythos des „treuen Askari“
besonders gepflegt – ganz besonders auch in der Wandsbeker Kaserne. Dem
Infanterie-Regiment 69 wurde 1937 feierlich die "Tradition der
Schutztruppen für Kamerun und Deutsch-Ostafrika" übergeben. Der Kampf
und der Rassismus der kaiserlichen Schutztruppe sollte den jungen
Wehrmachtssoldaten ein leuchtendes Vorbild sein. Und auch die Bundeswehr
in Wandsbek setzte diese kolonial- und NS-militärische Traditionspflege
fort.
„Offenbar lernt man in Wandsbek nichts dazu“, so Anneheide von Biela.
Immer wieder fällt der Bezirk Entscheidungen, die von einem Denken
zeugen, das Kolonialismus verharmlost, wenn nicht sogar glorifiziert.
Für Empörung bis heute sorgt nicht nur der 2003 eingeweihte
„Tansania-Park“, in dem neben den Askari-Reliefs auch das im August 1939
errichtete „Schutztruppen-Denkmal“ und die 1965 angebrachte Gedenktafel
für die Gefallenen des Afrikakorps im Zweiten Weltkrieg stehen. Wut und
Trauer entfachte man auch, als 2006 dem größten Sklavenhändler seiner
Zeit, Heinrich Carl von Schimmelmann, ein Denkmal gesetzt wurde. Nach
hartnäckigen Protesten vor allem von der Black Community wurde die Büste
wieder abgebaut.
Das Eine Welt Netzwerk Hamburg, der Dachverband entwicklungspolitischer
Initiativen in Hamburg, fordert den Bezirk Wandsbek auf, diese
aggressive Gedenkkultur endlich einzustellen!
Weitere Informationen zum Gelände und zum so genannten „Tansania-Park“
finden Sie auf der Website des Projekts „Offene Kartierung“:
Infos