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taz, Interview René Martens


Bettina Stangneth, geboren 1966, arbeitet als Philosphin in Hamburg. An dem Buch "Eichmann vor Jerusalem. Das unbehelligte Leben eines Massenmörders" hat sie sechs Jahre gearbeitet. (
Arche Verlag, Hamburg 2011, 656 Seiten, 39,90 Euro)

taz: Frau Stangneth, mit welchen Waffen nähert man sich als Philosophin Adolf Eichmann?Bettina Stangneth: Ich habe die Dokumente, die wir kennen, mit meinen Methoden noch einmal neu gelesen. Mich interessiert immer die Denkungsart einer Person, kurz gesagt: Wie tickt jemand? Das können Sie herausbekommen, wenn Sie es über die Psychologie versuchen, aber das ist nicht mein Weg. Oder Sie nähern sich jemandem auf der Ebene der Begriffslogik, der Argumentationstechnik, der Manipulations- und Lügentechniken. In dem Moment sagen Ihnen Texte mehr. Das ist mir bei den Argentinien-Papieren, der erklärungsmächtigsten Holocaust-Quelle der Nachkriegszeit, zugutegekommen.

Eichmann hat zwischen 1950 und 1960 in Argentinien gelebt. Woraus bestehen diese Papiere?

Der umfangreichste Teil sind Protokolle einer Gesprächsrunde, die im Haus des nationalsozialistischen Journalisten Willem Sassen stattfand und an der Eichmann teilnahm. Bisher nahezu unbekannt waren aber die Handschriften, die Eichmann allein angefertigt hat.

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