Uncategorized

Jörg Schindler, fr-online

Sie haben Angst vor dem Islam und Sorgen ums Abendland. Jörg Schindler traf Deutsche, die glauben, sich und die Freiheit verteidigen zu müssen.
In der Hamburger Frustbergstraße trägt die Angst an diesem Abend Anzug und Krawatte. Viele Männer in feinem Tuch und einige wenige Frauen haben ihren Weg ins Stavenhagenhaus gefunden, einen braunen Klinkerbau im Norden der Hansestadt, in dem man zwischen Standuhren, Topfpflanzen und Schiffsszenen in Öl auch heiraten kann.
Es ist ein herrlicher Frühsommerabend im Stadtteil Groß Borstel, üppiges Grün umrankt adrette Großstadtvillen, die Limousinen sind gewienert, Vögel zwitschern. Es gibt wenig, wovor man hier Angst haben könnte, außer vielleicht davor, durch einen Hundehaufen zu glitschen.
Dennoch sind die rund 50 Menschen hier besorgt. Manche von ihnen haben vorab Kurzprofile von sich eingereicht, es sind halbseitige Dokumente des Schreckens. Der Logistikunternehmer Claus Döring zum Beispiel sieht sich von „überforderten und verlogenen Dilettanten“ regiert, der angehende Offizier Ferdinand Storm von „straffällig gewordenen Migranten“ umzingelt. Der Catering-Fachmann Arno Willemer attestiert der Republik „einen Linksruck ungeahnten Ausmaßes“, denkt er an Deutschland in der Nacht, erscheint ihm schon mal der „Ex-Kommunist Jürgen Trittin“ als Bundeskanzler.Der Gastgeber Jens Eckleben wiederum, ein freundlicher Gutachter mit erlesenen Manieren, fürchtet so innig „die politische Islamisierung“, als stünde der Taliban bereits in der Frustbergstraße.

Weiterlesen