Anja Röhl, jungeWelt
Hamburg an der Moorweide, Damtor-Bahnhof. Als ich zwölf Jahre alt war, gab es hier große Menschenaufläufe, umstellt von Polizei mit unruhigen Hunden. Wir fühlten uns, wie sich jetzt die Menschen auf dem Tahrir-Platz in Kairo fühlen mögen – am Beginn einer neuen Zeit.
Es war ungeheuerlich, was damals geschah. Studenten trauten sich, eine andere Meinung zu vertreten als ihre Professoren in ihren ehrwürdigen Talaren. Sie schickten sich an, das deutsche Grundgesetz wörtlich zu nehmen. In dem heißt es, daß man sich wehren darf gegen das, was einem die Demokratie wieder nehmen will, wie die Notstandsgesetze. Hierüber informierten die Studenten, kamen zusammen und riefen es laut, aber das genügte schon, daß Hetzjagd auf Langhaarige gemacht wurde und daß »Geht doch nach drüben!« gerufen wurde und »Rübe ab!«, und daß man nur vergessen hatte, uns zu vergasen.