Michelle Kossel, Hamburger Abendblatt
Mehr als 1000 Bürger des Heideortes Tostedt demonstrieren friedlich für mehr Toleranz. Neonazitreff "Streetwear Tostedt" bleibt unbehelligt.
Demonstrationen zu organisieren, gehört nicht gerade zum Alltagsgeschäft eines Bürgermeisters, auch nicht von Tostedts Verwaltungschef Gerhard Netzel. Doch nachdem das Oberlandesgericht in Celle verfügt hat, dass der mutmaßliche Neonazi Stefan Silar seinen Laden "Streetwear Tostedt" im Ortsteil Todtglüsingen weiterhin betreiben darf und sich die Bürgerproteste häuften, entschloss sich Netzel zu diesem ungewöhnlichen Schritt.
Unter dem Motto "Tostedt steht auf" versammelten sich mehr als 1000 Töster vor dem Rathaus und zogen danach durch den Ort. 100 Einsatzkräfte der Polizei begleiteten die Demonstranten, einige Beamte hatten sich außerdem vor Silars Geschäft in Todtglüsingen postiert. Mit einem Gottesdienst endete "das Bekenntnis zu mehr Toleranz und Respekt. "Das soll eine Bürgerdemonstration sein, nicht eine Versammlung, die von einer Partei oder einer Vereinigung ausgerichtet wird. Deshalb haben auch Plakate, Fahnen oder ähnliche Symbole keinen Platz", sagt Netzel. Lediglich ein Transparent mit der Aufschrift "Tostedt steht auf gegen Nazis" wird von einigen Demo-Teilnehmern getragen.
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