Flüchtlingsrat Hamburg
2011 wurden 7917 Menschen mit dem Flugzeug aus der Bundesrepublik Deutschland abgeschoben,487 allein vom Hamburger Flughafen. Zusätzlich gab es 2902 sogenannte "Überstellungen" nach dem Dublin II Abkommen, 380 von diesen Flüchtlingen waren Kinder und Jugendliche. Diese Regelung zwingt Flüchtlinge, in dem Land einen Asylantrag zu stellen, in das sie in die EU "eingereist" sind. Dorthin werden sie dann "überstellt" Am 30.3.2012 haben wir am Hamburger Flughafen gegen all diese Formen von Abschiebung demonstriert.
Etwa 150 Menschen kamen um 18.00
Uhr
in der Abflughalle des Terminal I
zusammen, um die Fluggäste und das Flughafenpersonal auf diese skandalöse Praxis aufmerksam zu machen. Nach einem Urteil das Bundesverfassungsgerichts kann der Flughafenbetreiber oder die Polizei, Demonstrationen innerhalb des Flughafens nicht mehr verbieten.
Im Vorfeld versuchte die Polizei fernmündlich mit absurden Forderungen, wie etwa,die Teilnemerinnenzahl auf 50 zu beschränken uns einzuschüchtern. Als das nicht funktionierte, stellten sie sich ganz kooperativ, um dann im Terminal ständig die Versammlungsleiter_innen zu drangsalieren. Sehr schön war auch die Ausage eines Beamten: "Sie dürfen aber keine Flugblätter an Passagiere verteilen."
Die hauseigene
Security
fiel auch eher durch aggressives Verhalten auf,
einige mussten von ihren eigenen Leuten zurückgehalten werden.
Direkt am Eingang postierten sich einige Stewardessen von "unfairberlin: Abschiebing ist zum Kotzen" und verteilten Kotztüten mit Flugtickets drin, die auf die Kollaboration von AIR BERLIN bei den Charter-Sammel-Abschiebungen der EU-Grenzschutz-Agentur FRONTEX aufmerksam machten.
Die EU Grenzschutzagentur FRONTEX chartert ganze Flugzeuge, samt Personal, Überflugrechte etc. um Menschen abzuschieben.
2022 wurden im Rahmen von sechs solchen Sammelabschiebungen 261 Menschen in den Kosovo und nach Serbien abgeschoben.
Durchgeführt von AIR BERLIN, auch dieses Jahr fanden schon drei dieser FRONTEX-Abschiebungen mit AIR BERLIN statt, alle vom Flughafen Düsseldorf, wo für den 31.3. eine Sammelabschiebung mit AIR BERLIN nach Mazedonien gaplant war.
Allerdings haben sich letztes Jahr auch zwei Pilot_innen von AIR BERLIN geweigert die Sammelabschiebung durchzuführen und sie musste abgebrochen werden. – Geht doch!
Die Passagiere reagierten in der Mehrzahl recht positiv auf die informativen Spuckebeutel und Einige namen auch gerne ein paar mehr mit.
Die meisten Flugreisenden wussten nicht , dass AIR BERLIN sich an sowas beteiligt und waren entsetzt.
Besonders beeindruckend war die Performance von den Flugbegleite_innen von NODEPORTATION AIRLINES, die den Passagieren die etwas anderen Sicherheitshinweise gaben. Was tun wenn in Ihrem Flugzeug Jemand nicht freiwillig reist. Aufstehen, nicht anschnallen und Andere auffordern, das Gleiche zu tun. Mit extra mitgebrachten Flugzeugsitzen demonstrierten sie der interessierten Öffentlichkeit, dass auch sie jederzeit Zeuge von Abschiebung werden können. Damit zogen sie sich aber wohl den Zorn der Polizeibeamt_innen zu, denn als sie ihre Aufführung im Rahmen einer angemeldeten Demonstration zum Bundespolizeigebäude widerholen wollten, wurden sie von Polizeibeamt_innen angegriffen, mit Pfefferspray besprüht und eine Stewardess von NODEPORTATION AIRLINES zu Boden gerissen und festgenommen.
Sie konnte erst Stunden später von einer Polizeiwache wieder abgeholt werden.
Eigentlich war neben der Kundgebung in der Abflughalle des Terminals I noch eine Demonstration mit Kundgebung vor dem Sitz der Bundespolizei geplant, da die Bundespolizei die Menschen die abgeschoben werden, ins Flugzeug zwingt und letztes Jahr über tausend mal mitgeflogen ist um "Widerstandshandlungen" wie sie es nennen, der "Abzuschiebenden" zu verhindern.
Auch führt die Bundespolizei eigene Sammelabschiebungen durch, um möglichst unauffällig und ohne andere Passagiere, Menschen, die im Vorfeld klar zum Ausdruck gebracht haben, nicht fliegen zu wollen, abzuschieben. 2011 waren davon 220 Menschen betroffen.
Doch aufgrund des aggressiven und brutalen Umgangs der Polizei mit den Demonstrationsteilnemer_innen konnte die genemigte Kundgebung nicht durchgeführt werden. Um den Attakierten zu Hilfe zu kommen, schlossen wir uns wieder zu einem Demonstratioszug zusammen, der nach Erreichen des Terminals erneut von der Polizei mit Pfefferspray angegriffen wurde. Auch die Verkäufer_innen der Ladenzeile, Fluggäste und das Flughafenpersonal wurde in Mitleidenschaft gezogen.
Oben angekommen in der Abflughalle gingen die Povokationen dann weiter, und so beschlossen wir notgedrungen, die Kundgebung abzubrechen.
Ein Aktivist wurde noch hinter der Polizeikette gefangen gehalten, aber mit Hilfe einer Anwältin konnten wir ihn zur Behandlung in ein Krankenhaus bringen. Es war ihm aus wenigenZentimetern Entfernung Pfefferspray in die Augen gesprüht worden.
Tja das Recht auf Demonstration ist in Hamburg leider nicht viel wert. Die Hamburger Polizei dafür bekannt, agressiv und brutal zu sein.
Dafür waren die Flugreisenden aber sehr aufgeschlossen und die beteiligten Aktivist_innen alle sehr nett.
Hier noch der Link zu einem taz-Artikel (aus Berlin) zum Thema:
http://www.taz.de/Proteste-gegen-Dublin-II/!90634/
Und zum Blog von kmii mit Fotos von der Aktion in HH:
http://kein-mensch-ist-illegal-hh.blogspot.de/2012/03/blog-post.html
Von der Berliner Kundgebung gibt es Fotos unter:
http://www.umbruch-bildarchiv.de/bildarchiv/ereignis/300312aktionstag_gegen_abschiebungen.html
Und ein Video von dem Münchener Flashmob hier:
http://www.youtube.com/watch?v=nboMTQaOCwc&feature=youtu.be