Die Welt
Mehr als 68 Jahre nach Kriegsende werden in Deutschland wahrscheinlich 30 neue Ermittlungsverfahren gegen mutmaßliche NS-Verbrecher eröffnet. Dabei handelt es sich um Aufseher des früheren Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau, wie der Leiter der Zentralen Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen, Kurt Schrimm, in Ludwigsburg sagte. Den Betroffenen im Alter von bis zu 97 Jahren werde Beihilfe zum Mord vorgeworfen.
Ob und in wie vielen Fällen letztlich Anklage erhoben werden kann, ist Schrimm zufolge allerdings offen. "Ich möchte vor übertriebenen Erwartungen warnen", sagte der Jurist. "Wir wissen nichts über den Gesundheitszustand der Betroffenen. Vielleicht können nur einige wenige angeklagt werden."
Die Zentralstelle ist keine Anklagebehörde. Sie führt sogenannte Vorermittlungsverfahren, sucht Beweise und gibt die Fälle dann je nach Prüfergebnis an die zuständigen Staatsanwaltschaften ab. Diese entscheiden dann über die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens und eine mögliche spätere Anklage.
Schrimm zufolge hatten zwar zunächst 49 noch lebende Aufseher des Lagers Auschwitz-Birkenau identifiziert werden können. Davon starben jedoch mittlerweile neun, sieben leben im Ausland. Zwei weitere konnten nicht ermittelt werden, ein Verfahren ist bereits bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart anhängig. "Es bleiben somit 30 Beschuldigte", sagte Schrimm.
In Bayern liegen demnach sieben Fälle vor, in Baden-Württemberg sechs. In Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen leben jeweils vier Verdächtige, in Sachsen-Anhalt und Hessen je zwei. Jeweils einen Fall gibt es in Rheinland-Pfalz, Hamburg, Schleswig-Holstein, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern.
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