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Neues Deutschland, Gaston Kirsche

Militaristische Gedenken, Naziaufmärsche und handfester linker Protest: Der »Kriegsklotz« in Hamburg ist seit Jahrzehnten umstritten. Ein linkes Bündnis will die Umwidmung.
In den sieben Meter hohen Block aus Muschelkalk ist ein Relief mit 88 lebensgroßen marschierenden Soldaten in Kampfmontur gehauen, über den Soldaten steht in Frakturschrift gemeißelt: »Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen.« Seit die Friedensbewegung Anfang der 1980er Jahre gegen das Kriegerdenkmal am Hamburger Bahnhof Dammtor protestierte, wird es von vielen »Kriegsklotz« genannt. Radikale Linke, Kriegsgegner versuchten mit Hammer und Meißel seine Demontage.
Das »Bündnis für ein Hamburger Deserteursdenkmal« will zusammen mit der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und der Evangelischen Akademie der Nordelbischen Kirche an diesem symbolischen, zentralen Ort an jene erinnern, die sich am Angriffskrieg der NS-Wehrmacht nicht beteiligten: die Deserteure. Dokumentiert sind 366 Hinrichtungen von Deserteuren in Hamburg im Zweiten Weltkrieg. Das Bündnis für Deserteursgedenken glaubt jedoch, dass es tausend Hinrichtungen gab – auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Höltigbaum, wo heute propere Wohnhäuser stehen. Ein Deserteursdenkmal könnte hier auf Widerstand von Anwohnern stoßen – so wie eine Gedenkstätte für eine Außenstelle des KZ Neuengamme in Wandsbek, von der mehrfach einzelne Teile von Unbekannten zerstört wurden.
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