taz-nord
Eine Flüchtlingsgruppe bewohnt mit Duldung des Pastors eine Kirche in St. Pauli. Seit der Razzia vom Wochenende fragen sich viele, wie es nun weitergeht.
Pastor Sieghard Wilm wünscht einen guten Tag und legt den Hörer auf. „Man munkelt, die Polizei würde heute vorbeischauen,“ erklärt er ruhig und lächelt milde. „Das haben wir schon oft gehört, aber es ist nichts passiert.“ Diesmal soll es anders kommen. Doch davon weiß Pastor Wilm, wissen die 80 afrikanischen Flüchtlinge, die seit Juni in der St. Pauli Kirche Unterschlupf gefunden haben, an diesem Morgen noch nichts. Es herrscht Alltag auf dem Kirchengelände – Frühstücken, Laub harken, Wäsche trocknen. Ein Banner, auf dem „Embassy of Hope,“ „Botschaft der Hoffnung“, steht, begrüßt die Besucher.
Am Wochenende wird ein Fußballspiel stattfinden. Die Flüchtlinge haben eine Mannschaft gegründet, den FC Lampedusa, der rege Kontakte zum FC St. Pauli unterhält. Regelmäßig gibt es Freundschaftsspiele und gemeinsame Ausflüge zu den Spielen. Ein paar Meter von der Kirche entfernt, in der Hafenstraße, arbeiten einige der Flüchtlinge an einem neuen Wandbild. „Die Einbindung in die Stadtteilkultur ist ein wichtiges Element der Solidarisierung,“ sagt Pastor Wilm.
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