taz-nord, Marco Carini
In allen Hamburger Bezirken sitzt künftig die AfD im Parlament. Wer die Partei da vertritt und mit welchen Inhalten – es bleibt nebulös. Eine Spurensuche.
Gibt es sie wirklich? Oder ist die große Siegerin der Kommunalwahlen in Hamburg am Ende nur ein Phantom? Der Internetauftritt der dortigen Alternative für Deutschland (AfD) liefert kaum Hinweise auf eine reale Existenz des Landesverbands. Kein Wahlprogramm für die Stadt und die Bezirke, aus denen sie sich zusammensetzt. Und doch: Bis auf Weiteres ist die AfD in allen sieben Hamburger Bezirksparlamenten vertreten, nachdem sie bei der Wahl am vergangenen Sonntag bis zu 6 Prozent der Stimmen bekam.
Nicht einmal eine Telefonnummer gibt die AfD-Homepage preis, aber wenigstens eine Büroadresse in bester Innenstadtlage. Wo, wenn nicht dort müsste etwas los sein? Auf dem Klingelschild findet sich keine Dependance der AfD, im Hausflur dann wenigstens ein abgewetzter Aufkleber auf dem Briefkasten einer „Unternehmensgruppe Wikon“. Es gibt Briefkastenfirmen, klar – aber eine Briefkastenpartei?
Marco Carini