taz-hamburg, Interview Petra Schellen mit RAin Gabriele Heinecke
Der einstige Kompanieführer Gerhard Sommer kann nach einem Gerichtsbeschluss wegen des SS-Massakers vor 70 Jahren in Italien angeklagt werden.
taz: Frau Heinecke, das Karlsruher Oberlandesgericht hat jetzt auf Ihr Klageerzwingungsverfahren hin entschieden, dass gegen den Hamburger Gerhard Sommer doch Anklage erhoben werden kann. Er war als Kompanieführer wohl verantwortlich für das Massaker der SS im italienischen Sant’Anna. Stellt sich Deutschland endlich dieser Schuld?
Gabriele Heinecke: Unfreiwillig auf der juristischen Ebene. Auf der politischen Ebene eher nicht. Die Krokodilstränen von Politikern hatten keine Folgen. Baden-Württembergs Justizminister Stickelberger fand im Jahr 2012 die Entscheidung der Staatsanwaltschaft Stuttgart juristisch nicht zu beanstanden. Bundespräsident Gauck bedauerte bei seinem Besuch in Sant’Anna, dass die Instrumente des Rechtsstaats nicht ausreichten, um Gerechtigkeit zu schaffen. Beide haben Unwillen gezeigt, sich ernsthaft mit der Sache auseinanderzusetzen.