junge Welt, Claudia Wangerin
Ein von Alltagsrassismus geprägter Tunnelblick in Polizeikreisen erklärt nur teilweise, warum eine migrantenfeindliche Mordserie erst nach dem Tod von zwei mutmaßlichen Haupttätern als solche erkannt wurde. Selbst die Bundesanwaltschaft soll nach einem Bericht der Welt am Sonntag inzwischen Ermittlungen führen, die sich mit der Rolle der Geheimdienste im »Nationalsozialistischen Untergrund« befassen – »gegen Unbekannt« und im Verborgenen. Yavuz Narin, Nebenklageanwalt der Witwe von Theodoros Boulgarides im nun fast dreijährigen Münchner NSU-Prozess, geht schon lange davon aus, dass manche Personen aus dem Staatsapparat genau wussten, was sie taten. Am Mittwoch letzter Woche zeigte Narin in einem Beweisantrag Überschneidungen zwischen dem Umfeld des mutmaßlichen NSU-Kerntrios aus Jena und dem des hessischen Ex-V-Mann-Führers Andreas Temme auf. Die Wege des Verfassungsschützers könnten sich in einer Mischszene aus Rockern und Rechten mit denen des untergetauchten Neonazis Uwe Mundlos gekreuzt haben. Narin hat nun zwei Zeugen benannt, um diesen Verdacht zu untermauern.