Hamburger Abendblatt, von Michael Schick
Kleidung für die rechte Szene wird nicht verkauft. Eine Initiative gegen umstrittenen Shop in Norderstedt gegründet.
Norderstedt. Die Rollläden sind heruntergelassen, das Leuchtschild "outlet" ist abmontiert. Was die Stadt am Freitag verfügt hat, ist eingetreten: Der Thor-Steinar-Laden in Norderstedt ist geschlossen. Das Ordnungsamt machte das Geschäft, in dem Kleidung für die rechte Szene verkauft wird, nicht einmal zwei Stunden nach der geplanten Eröffnung wieder dicht. "Für uns hat sich die Situation seitdem nicht verändert", sagte Rathaussprecher Bernd-Olaf Struppek am gestrigen Montag. Es handele sich um ein laufendes Verfahren, zu dem die Stadt keine weiteren Angaben mache.
Hilfe aus Glinde?
Die Stadt hatte baurechtliche Mängel als Grund für die Schließung angeführt und angekündigt, "als weltoffene Kommune mit allen rechtsstaatlichen und juristischen Mitteln dagegen anzugehen, dass im Stadtgebiet ein Treffpunkt für Menschen mit rechtsradikalen Ansichten entsteht". Was das konkret heißt, welche Instrumente die Verwaltung im Blick haben könnte, ist momentan nicht zu erfahren. Amtshilfe könnte ein Mann geben, der jahrelang im Norderstedter Rathaus gearbeitet und seit 2010 Bürgermeister von Glinde ist: Rainhard Zug. Dort hat die Mediatex GmbH, die die bei Rechten beliebte Modemarke Thor Steinar vertreibt, fünf Jahre lang ihre "nordische Kleidung" verkauft. "Nachdem der Räumungsverkauf läuft, gehen wir davon aus, dass zum Jahreswechsel endgültig Schluss ist", sagt Zug.
Die Mediatex GmbH hatte einen Mietvertrag für fünf Jahre mit der Option zu verlängern. Doch diese Karte haben die Betreiber nicht gezogen. Möglicherweise hätten sie vor dem Dauer-Protest engagierter Bürger kapituliert. Die Bürgerinitiative "Glinde gegen rechts" hatte sich mit beinahe täglichen Mahnwachen vor dem Thor-Steinar-Laden, Info-Flyern, Lesungen und Konzerten für das Ende des Bekleidungsverkaufs eingesetzt und war dafür mehrfach ausgezeichnet worden.