Indymedia, 26.09.08
Ein neues Nazi-Bekleidungsgeschäft in der Hamburger Innenstadt hat am Donnerstagnachmittag trotz Protesten seinen Betrieb wieder aufgenommen. Die rechtsextreme Marke Thor Steinar vertreibt dort seit Donnerstagmorgen typische Szene-Kleidung. Eigentümerin der Ladenpassage ist die norddeutsche Landesbank HSH Nordbank. Die Bank hatte die Eröffnung des Nazi-Ladens zunächst untersagt, als 100 Antifaschisten in der Ladenpassage demonstrierten. Nachdem die Polizei die Protestler vertrieben hatte, begann erstmals der Verkauf im Thor Steinar-Shop.
Ein Sprecher der HSH Nordbank sagte am Freitag, man könne den Ladenbetrieb derzeit nicht unterbinden, obwohl die Bank das am Donnerstag öffentlich zugesichert hatte. Es liefen aber Verhandlungen „im Stundentakt“ mit dem Geschäftsführer, um den Vertrag aufzulösen, so der Sprecher. Die HSH Nordbank war offensichtlich überrascht über das rechtsradikale Sortiment des Ladens in bester City-Lage, hätte aber nach eigenen Angaben bei besserer Recherche über den Mieter – die Protex GmbH aus Brandenburg – eine Blamage vermeiden können. Die Bank ist schon wegen Abschreibungen in hundertfacher Millionenhöhe aus US-Immobiliengeschäften und wegen geplanten Stellenabbaus in negative Schlagzeilen geraten.
Beim Miteigentümer der HSH Nordbank – der Freien und Hansestadt Hamburg – fühlt man sich nicht zuständig für die Misere. Ein Sprecher der Finanzbehörde sagte, für das operative Geschäft sei allein die Bank zuständig. Doch die Politik hat bereits reagiert. Die stellvertretende Vorsitzende der Hamburger Linksfraktion Christiane Schneider verlangte die unverzügliche Schließung des Nazi-Ladens. Ein solches Geschäft – noch dazu in der Innenstadt – sei „unerträglich“, so Schneider. Auch die Grünen fordern ein baldiges Ende des Nazi-Shops.
Derweil gingen die antifaschistischen Proteste gegen den Thor Steinar-Laden am Freitag weiter. Zur Öffnungszeit um 10 Uhr demonstrierten Dutzende junge Leute gegen die Neonazi-Provokation. Das Polizeiaufgebot in der Ladenpassage beeinträchtigt bereits jetzt das Geschäft der ansässigen Einzelhändler. „Bis zum Sankt Nimmerleinstag“ wolle man die Polizeipräsenz nicht aufrechterhalten, so ein Polizeisprecher. „Eigentum verpflichtet“, kommentierte der Sprecher und verlangte, dass der Thor Steinar-Laden selbst für seine Sicherheit sorgt. Das birgt allerdings neuen Zündstoff – der Betreiber könnte Nazi-Schläger anheuern.
Mit zwei Kundgebungen wollen Antifaschisten erneut gegen den Nazi-Laden in der Spitaler Straße demonstrieren: am Samstag um 12 Uhr am Mönckebergbrunnen und am – verkaufsoffenen – Sonntag um 13 Uhr.
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