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Deutschlandradio Kultur, Ofer Waldman

Der Begriff der "Lügenpresse" steht wieder hoch im Kurs: er spaltet und warnt vor einer Spaltung zugleich. Seine Verwendung sollte als ein rot-leuchtendes Warnsignal vor einem Zerspringen der Gesellschaft verstanden werden.

Wer "Lügenpresse" ruft, versucht eine gewollte Ignoranz zu kaschieren. Dieser Begriff bedeutet ja: Wir hören nicht mehr hin, wir lehnen alle Medien ab, die anderes berichten und kommentieren, als wir es für richtig halten. "Lügenpresse" bedeutet, dass selbst harte Fakten als Lüge abgetan werden. Man attackiert damit den Botschafter, um die Botschaft nicht hören zu müssen.

So entstehen Risse entlang bekannter Nahtstellen der deutschen Gesellschaft: zwischen Ost und West, Mietskasernen und Villenvierteln, post-modern und bildungsfern.

Man bleibt unter sich: in der Nachbarschaft, im Café oder in der Facebook-Gruppe. Doch was taugen jene hoch-gepriesenen sozialen Medien, wenn man sich auch digital abschottet? Wie "sozial" sind sie noch, was bleibt von ihrem Anspruch, eine neue Agora zu sein, wenn sie lediglich dazu dienen, innerhalb des eigenen Milieus Meinungen auszutauschen.

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