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Maike Zimmermann, ak – analyse & kritik

Im niedersächsischen Tostedt hat sich rechter Lifestyle fest etabliert
"Wir erobern die Städte vom Land aus!", zitierte die Journalistin Andrea Röpke Neonazis in Bezug auf deren rechte Bestrebungen in Niedersachsen im Jahr 2005. Das ist – zum Glück – bislang nicht gelungen. Allerdings hat sich mittlerweile in den ländlichen Gebieten Norddeutschlands eine aktive, zum Teil sehr junge Neonazi-Szene herausgebildet. Ein Ort, der sich dabei besonders hervortut, ist die Samtgemeinde Tostedt.
Auf den ersten Blick sieht Tostedt aus wie eine typische niedersächsische Kleinstadt. An zwei Hauptstraßen ziehen sich Einfamilienhäuser entlang, im Stadtkern gibt es die übliche Einkaufsstraße, abseits davon ist nicht viel los. 13.000 Menschen wohnen hier am Rande der Lüneburger Heide, die meisten pendeln täglich zum Arbeiten nach Hamburg. Eine "Schlafstadt" also, richtig schön ruhig. Früher war ich ein paar Mal hier – viel verändert hat sich seither nicht. An Orten wie diesen, zwischen Bürgeridyll und Trostlosigkeit, bekomme ich immer sofort Beklemmungen. Das ist auch jetzt so. Über die Stadtgrenzen hinaus ist Tostedt eigentlich nur durch zweierlei bekannt: Hier findet regelmäßig Norddeutschlands größter Flomarkt statt. Und hier gibt es seit 20 Jahren eine der gefestigsten Nazi-Szenen in der Region. Früher war der Schauplatz für beides die Stadtmitte – "Am Sande", da klingelt es bei mir dunkel. In den 1990er Jahren traf sich hier die "Sande Bande", eine Gruppe Neonazis um deren Anführer Sascha Bothe. Ein unangenehmer Typ mit Hakenkreuztätowierung am Arm. Mittlerweile ist er zwar weggezogen, aber einige seiner damaligen Mitstreiter sind noch immer in der heutigen Tostedter Neonazi-Szene aktiv.

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